Opernwelt April 2015
Editorial
Im Focus
Die schwindelerregende Endlichkeit des Seins
Händels «Alcina» in Kopenhagen und Brüssel: Lars Ulrik Mortensen und Francisco Negrin erinnern an die Dialektik der Aufklärung, Christophe Rousset und Pierre Audi koppeln das Zauberstück mit «Tamerlano»
Horror und Humor
Niccolò Jommellis «Berenike» in Stuttgart, dirigiert von Gabriele Ferro, inszeniert von Jossi Wieler und Sergio Morabito
Theater der Grausamkeit
Dietrich Hilsdorf legt Glucks «Alceste» in Mannheim als Psychodrama zwischen Trance und Trauma an
Hase und Igel
Er war schon vor Rossini da – und wie! Giovanni Paisiellos «Il barbiere di Siviglia» im Theater an der Wien
Drosseln, lockern, dichten, stocken
«Aida» in Rom und Mailand: Antonio Pappano triumphiert mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann, Zubin Mehta taktiert das Stück durch
Zur Kenntlichkeit entstellt
Strauss’ «Daphne» in Basel: Hans Drewanz steuert Orchesterpastell, Christof Loy die beklemmend dichte Szene bei
Auf schmalem Grat
Frankfurt wagt eine Neuproduktion der Auschwitz-Oper «Die Passagierin» von Mieczyslaw Weinberg
Maskentanz
«El Público» ist das wildeste, rätselhafteste Stück von Federico García Lorca. Mauricio Sotelo (Musik) und
Andrés Ibañez (Libretto) haben daraus eine Oper gemacht. Anmerkungen zur Uraufführung am Teatro Real in Madrid
Politisches Musiktheater
Warten am Fluss
Das Theater Heidelberg bringt neue Stücke von Johannes Harneit heraus – hundert Jahre deutsche Geschichte, inszeniert von Peter Konwitschny. Und stemmt ein prominent besetztes Symposium zum Thema
«Politisches Musiktheater heute». Wir würdigen die Uraufführung und dokumentieren Kernaussagen aus den
Podiumsgesprächen
Gefangen in der Wiederholungsmaschine?
Wie können Oper und Musiktheater angesichts der Digitalisierung und Globalisierung aller Lebensbereiche arbeiten, um aufzuklären, Sinne und Verstand zu sensibilisieren für die selbstverschuldete Gefährdung der Welt? Ist das ihre Aufgabe? Darüber diskutierten Mitte Februar in Heidelberg mehr als 20 Künstler, Operndirektoren, Dramaturgen und Musikjournalisten. Stimmen zu einer alten, immer aktuellen Frage
Hören, Sehen, Lesen
Monodenschau
René Jacobs zähmt Cavalieris «Rappresentatione di anima et di corpo»
Alles ist Ausdruck
Valer Sabadus singt Mozart und Rachmaninow
Starke Frauen
Mozarts «Don Giovanni» mit Lucia Popp, Margaret Price und Julia Varady live aus der Bayerischen Staatsoper 1973
Helden, Jungfrauen, Liebhaber
Sonya Yoncheva, Bryan Hymel und Piotr Beczala fühlen sich in die Klangwelten der französischen Oper ein
CD des Monats
Jahrhundertwendelieder
Die Mezzosopranistin Anke Vondung legt ihr erstes CD-Recital vor, kongenial begleitet von Christoph Berner
Hören, Sehen, Lesen
Empfindsam
Robin Tritschlers Britten-Schubert-Recital aus der Wigmore Hall
Durchwachsen
Eine Gesamtaufnahme der Ravel-Lieder mit Christian Immler, Monica Piccinini, Sophie Marilley und Elisabetta Lombardi
Endspiel
«Moses und Aron» mit dem todgeweihten SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, «Pierrot lunaire» unter dem jungen Pierre Boulez
Cowboy-Oper
Charles Wuorinens «Brokeback Mountain» als Live-Mitschnitt aus Madrid
«Wenn ich keine Oper unter den Fäusten habe, ist mir nicht wohl!»
Christoph Schwandts detailreich anschauliche Biografie über Carl Maria von Weber
Interview
«Ich war nie vorsichtig»
Als wir uns in einem kargen Nebenraum des Berliner Schiller Theaters treffen, hat DMITRI TCHERNIAKOV bereits den ganzen Tag Wagner geprobt. Die gerade überstandene Grippe steht ihm noch ins Gesicht geschrieben,aber von Müdigkeit oder Erschöpfung keine Spur. Wenn es um Theater oder Oper geht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Ein Gespräch über Kinder- und Studienjahre in Moskau, über Komplexe und Obsessionen, die fremd-vertraute Heimat und «Parsifal» als persönliche Prüfung
Panorama
Impromptu
Das Leid mit dem Lied
«Sind noch Lieder zu singen?» Unter dieser Leitfrage stand das letzte Festival der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie für Gesang, Dichtung und Liedkunst. Unter Komponisten und Sängern genießt das Kunstlied nach wie vor höchstes Ansehen, in Stuttgart standen u. a. zehn Uraufführungen auf dem Programm. Die Schubertiade in Schwarzenberg und Hohenems geht in die 40. Saison. Um die Liederabende in der Londoner Wigmore Hall muss man nicht fürchten. Und doch droht das Lied zu verkümmern, meint der Pianist, Liedbegleiter und «Liederfinder» MICHAEL GEES. Weil es den Kontakt mit dem Leben verloren hat, nur noch in künstlich bewässerten Nischen blüht. Weil wir das Singen verlernt, es den Profis und einer schwindenden Schar von Liebhabern überlassen haben. Höchste Zeit, das Lied zu befreien, neue Brücken zu bauen zu einem Genre, dessen schöpferisches Potenzial nie erschöpft sein wird. Wie das gehen könnte? In dem folgenden Impromptu offenbart Michael Gees seinen persönlichen Traum einer Liedkultur der Zukunft
Service
Magazin
Es ist serviert
Eine «Salome»-Reise nach Coburg, Detmold und Bonn
Zukunftsforschung
Hans-Jürgen Drescher, der neue Chef der Bayerischen Theaterakademie, setzt auf Interdisziplinäres. Auf der Bühne gab es erst mal wieder eine Rarität: Martín y Solers «L’arbore di Diana»
Bloß keine Schnellschüsse
Die US-amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner sucht ihre Rollen sorgfältig aus. Nach Erfolgen als Suor Angelica in Köln und Vitellia in Straßburg ist Pamina in Paris an der Reihe. Ein Kurzgespräch
Schreibend über Musik nachdenken
Das hat er uns immer wieder vorgeführt – perspektivenreich, sensibel, unbestechlich:
zum Tod von GERHARD ROHDE
Gesamtkunstwerk?
Zwiespältige Gefühle: die jüngste Ausgabe der Internationalen Händel-Festspiele in Karlsruhe
Lockruf aus London
Seit 45 Jahren hält das britische Label Opera Rara die Belcanto-Fahne hoch – mit vorzüglichenEditionen, Einspielungen und konzertanten Aufführungen
Vor dem Abflug
Klassik im Film: das Branchentreffen «Avant-Première» in Berlin
Beziehungsweise
In Dresden fasst die Komponistin Lucia Ronchetti «Contrascena» und «Sub-Plot» zu der Kammeroper «Mise en abyme» zusammen
Bitte nicht so opernhaft!
Beim Stuttgarter Eclat-Festival experimentiert Simon Steen-Andersen in seinem Musiktheater «Buenos Aires» mit Formen und Erzählstrategien
Reifen
Die Königinnen und Konstanzen hat sie hinter sich gelassen. Simone Schneider ist im jugendlich-dramatischen Fach angekommen. Seit 2006 ist die Sopranistin an der Stuttgarter Staatsoper, die ihr viele Gastiermöglichkeiten einräumt. Am Neckar probiert sie nun eine weitere Strauss-Partie aus: die Marschallin
Jung und alt, eurythmisch vereint
Prozessionen, Proklamationen: «Medúlla» nach Björk in den Werkstätten der Brüsseler Oper
Kleiner Mann, was nun?
Los Angeles feiert Beaumarchais’ Figaro – unter anderem mit Bühnenwerken von Saverio Mercadante und John Corigliano
Apropos... Absagen
SONYA YONCHEVA, geboren 1981 in Plovdiv, gewann 2010 den Operalia-Wettbewerb und pendelt seitdem
zwischen den großen Opernhäusern in London, New York, Paris, München und Berlin. Doch die derzeit überall
angesagte Sopranistin kann auch entschieden «Nein» sagen