Reise aus dem Dunkel ins Licht
«Tut wu-a yeri enti / Waa wau yeri wenenet.» Schon die Sprache schafft Distanz. Echnaton, der Pharao mit den radikalen Ideen und der unstillbaren Sehnsucht nach dem Licht, preist den Schöpfer der Dinge und des Lebens, der die Menschen mit seinen Augen und die Götter mit seinem Mund schuf, (meist) in altägyptischer Sprache: «Perer en rem em yertif / Cheper netscheru tep ref.
»
Echnaton – zu Deutsch: «der dem Aton dient» – singt zusammen mit seiner Mutter und seiner Gattin Nefertiti (Nofretete) den Hymnus vom Sonnengott Aton: Ihm huldigt der neue Staatskult, ihm baut der Pharao die Stadt Achetaton (Amarna), 400 Kilometer entfernt von der alten Kapitale Theben. Und die Passagen aus ägyptischen Trauergesängen und den Amarnabriefen, die sich mit Texten in der Landessprache des Aufführungsortes (in Antwerpen dem Niederländischen) verbinden, sind nicht die einzigen Besonderheiten in Philip Glass’ Oper «Akhnaten» (Echnaton), die 1984 in Stuttgart uraufgeführt wurde.
In «Einstein on the Beach» und «Satyagraha» hatte Glass keine historischen Personen, sondern wissenschaftliche und politische Umwälzungen des 20. Jahrhunderts thematisiert. Auch bei der Figur des Echnaton dachte der Komponist aus ...
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Opernwelt April 2015
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Michael Struck-Schloen
Der Befund ist kaum neu: So wie das Schauspiel immer weniger seinen Texten vertraut und durch den Griff der Protagonisten nach dem obligatorischen Mikrofon zum Musiktheater wird, so wird in der Oper der Vertrag mit der Partitur brüchiger. Solange aber Uraufführungen als Auftragswerke in den herkömmlichen Opernbauten und unter den üblichen Bedingungen genormter...
Im Klassik-Jetset trifft man unausweichlich auf diesen ganz bestimmten Typ. Dem Aussehen nach lebt er ausschließlich von miesem Airlinefraß und matten Pausenhäppchen. Die Zähne schimmern gräulich, der Atem haucht Theatermoder. Über seiner Schulter hängt eine abgewetzte Kunstledertasche, und das ist dann auch schon alles, was er an Gepäck dabei hat. Darin: ein...
Als Michael Spyres triumphal sein hohes E in den Saal geschleudert hatte, nur um am Ende doch mit seiner ebenfalls bewundernswert höhensicheren Belcanto-Geliebten Joyce El-Khoury unter klingender Anteilnahme von Mark Elder und dem Orchestra of the Age of Enlightenment (OAE) von hungrigen Löwen verspeist zu werden, tobte das Publikum in der Londoner Royal Festival...