Cowboy-Oper
Die Hoffnung, dass alles schon irgendwie gutgehen wird – in Annie Proulx’ Wyoming-short stories wird sie kunstvoll langsam, aber gnadenlos zermalmt. Vielleicht ist es das, was Charles Wuorinen bei der Veroperung von «Brokeback Mountain» (siehe OW 3/2014) mit seinen unwirschen Orchestertexturen einfangen wollte. Sie treffen den Nerv der zermürbenden Streitereien, sei es zwischen Jack und Ennis, die sich an der Unmöglichkeit homosexueller Liebe in der amerikanischen Provinz aufreiben (eindrucksvoll: Tom Randle und Daniel Okulitch) oder in ihren aussichtslosen Ehen.
Doch auf Dauer gibt es zu wenig Kontrast im Mahlstrom dauernervöser, intervalljapsender Klänge. Merkwürdig unbeholfen wirkt der Satz, wenn die beiden Männer in Proulx’ überraschend sentimentalem Libretto Gefühle zeigen: Da rutschen die insgesamt konventionell-deklamatorischen Vokalpartien plötzlich in ein süßliches
Musical-Idiom. Ivo van Hoves recht naturalistische, aber auf Fernwirkung ausgelegte Inszenierung gewinnt durch die vielen Nahaufnahmen kaum, auch wenn der DVD-Mitschnitt der Madrider Uraufführungsproduktion unter Titus Engel fraglos dokumentarischen Wert hat.
Wuorinen: Brokeback Mountain
Daniel Okulitch ...
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Opernwelt April 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Wiebke Roloff
Italienische Schuhe sind für konzertante Opernaufführungen einfach nicht gemacht. Klick, klack, klick, klack. Vom Kontrollmitschnitt der «Aida» unter Antonio Pappano wird Warner für die CD-Veröffentlichung (geplant für Oktober) nicht viel verwenden können – aufgrund der geräuschvollen Auf- und Abtritte Anja Harteros’, Jonas Kaufmanns und der übrigen Solisten....
Ein falscher Fuffziger, dieser Siegfried. Zwar erklärt er, «ihrem Manne gehorchte Brünnhild eine volle bräutliche Nacht», doch als Gutrune eifersüchtig zu bedenken gibt, dass er ja selbst in Gestalt dieses Mannes Gunther um die Walküre geworben hatte, antwortet er kryptisch: «So nah – war Brünnhild ihm fern». Banal gesagt: «Okay, Honey, ich hab mit ihr geschlafen –...
Jubilare
Fiorenza Cossotto studierte am Konservatorium von Turin und setzte ihre Ausbildung an der Mailänder Scala fort, bevor sie dort 1957 bei der Uraufführung von Poulencs «Dialogues des Carmélites» in der Partie der Sœur Mathilde debütierte. Ein Jahr später folgte ihr internationales Operndebüt als Giovanna Seymour in Donizettis «Anna Bolena» beim Wexford...