Cowboy-Oper
Die Hoffnung, dass alles schon irgendwie gutgehen wird – in Annie Proulx’ Wyoming-short stories wird sie kunstvoll langsam, aber gnadenlos zermalmt. Vielleicht ist es das, was Charles Wuorinen bei der Veroperung von «Brokeback Mountain» (siehe OW 3/2014) mit seinen unwirschen Orchestertexturen einfangen wollte. Sie treffen den Nerv der zermürbenden Streitereien, sei es zwischen Jack und Ennis, die sich an der Unmöglichkeit homosexueller Liebe in der amerikanischen Provinz aufreiben (eindrucksvoll: Tom Randle und Daniel Okulitch) oder in ihren aussichtslosen Ehen.
Doch auf Dauer gibt es zu wenig Kontrast im Mahlstrom dauernervöser, intervalljapsender Klänge. Merkwürdig unbeholfen wirkt der Satz, wenn die beiden Männer in Proulx’ überraschend sentimentalem Libretto Gefühle zeigen: Da rutschen die insgesamt konventionell-deklamatorischen Vokalpartien plötzlich in ein süßliches
Musical-Idiom. Ivo van Hoves recht naturalistische, aber auf Fernwirkung ausgelegte Inszenierung gewinnt durch die vielen Nahaufnahmen kaum, auch wenn der DVD-Mitschnitt der Madrider Uraufführungsproduktion unter Titus Engel fraglos dokumentarischen Wert hat.
Wuorinen: Brokeback Mountain
Daniel Okulitch ...
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Opernwelt April 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Wiebke Roloff
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