Auf schmalem Grat
Gefängnisszenen kennt die Oper seit ihren barocken Anfängen, während das Straflager – allen im Totalitarismus angesiedelten «Fidelio»-Inszenierungen zum Trotz – ein Phänomen und Symbol der Moderne ist: Menschen werden anonymisiert, gequält, getötet oder für ihr Leben traumatisiert. Umberto Giordanos «Siberia» ist dafür ein eher konventionelles, der Schlussakt von Dmitri Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk» ein grandios erschütterndes Beispiel.
Und Leos Janácek hat in seiner Dostojewski-Oper «Aus einem Totenhaus» die Dynamik des Massenschicksals in ein völlig neues Musiktheater-Konzept ohne zentrale Helden umgemünzt.
Sicher ist es kein Zufall, dass es sich bei den genannten Beispielen um russische Arbeitslager handelt, in denen zwar Willkür und Tod herrschten, nicht aber primär das Endziel der Menschenvernichtung. Das nationalsozialistische Konzentrationslager dagegen ist als Opernsujet immer noch ein Tabu – gewahrt durch Adornos berühmte Skepsis gegenüber der Wahrhaftigkeit von Kunst nach Auschwitz und die Gefahr einer Verharmlosung des Unvorstellbaren. Was nicht bedeutet, dass es keine Versuche gab, den Holocaust in die Oper zu holen: Nicholas Maws Oper «Sophie’s Choice» etwa ...
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Opernwelt April 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Michael Struck-Schloen
Frau Schneider, wie kam es eigentlich zum Fachwechsel?
Das hat sich so ergeben, da bin ich reingewachsen. Ich dachte immer, ich singe die Königin, bis ich 50 bin ... Die Stimme hat sich allerdings anders entwickelt, und ich bin gottfroh darüber. Die Donna Anna in Stuttgart wollte ich damals adäquater singen, breiter, dicker im Ton. Das war der erste Schritt. Noch...
Sie haben alles versucht. Noch im November vergangenen Jahres mit einem enthusiastisch aufgenommenen «Don Giovanni» gezeigt, was die Opernsparte des Volkstheaters Rostock draufhat. Und jüngst – passend zur Krise – mit «Mahagonny» nachgelegt. Es hat nicht geholfen. Ende Februar stimmte eine knappe Mehrheit der Rostocker Stadtverordneten für eine sogenannte...
Hätte Emilio de’ Cavalieri seine «Rappresentatione di anima et di corpo» ein paar Monate später geschrieben, wäre die Musikgeschichte ein wenig übersichtlicher. Dann nämlich bliebe es dabei, dass die «Euridice» des Gattungserfinders Jacopo Peri auch die erste vollständig erhaltene Oper ist. So aber droht ihr Cavalieris ebenfalls im Heiligen Jahr 1600 uraufgeführtes...