«Wenn ich keine Oper unter den Fäusten habe, ist mir nicht wohl!»
Die letzte gründliche Weber-Biografie, verfasst von dem englischen Musikkritiker John Warrack, erschien erstmals 1968. Inzwischen haben die Arbeiten an der neuen Gesamtausgabe unsere Kenntnis von Webers Leben und Werk um zahllose bislang unbekannte Quellen vermehrt. Die Schriften, Tage- und Kassenbücher und die Korrespondenz des Komponisten sowie weitere Dokumente aus seinem Umfeld sind auf der Homepage der Ausgabe erfasst. Zeit also für eine neue Gesamtdarstellung. Christoph Schwandt, der bereits mit Biografien von Bizet, Janácek und Verdi hervorgetreten ist, legt sie jetzt vor.
Schwandt breitet eine geradezu einschüchternde Faktenfülle aus, die Webers Leben in einer Dichte und Tiefe verfolgt, die überwältigt. Nichts scheint ihm entgangen zu sein, jede Spur wird verfolgt – von der Geburt in Eutin 1786 bis zum Tod des Schwindsüchtigen in London 1826. Licht fällt dabei vor allem auf den Theateralltag sowie auf die sozialen Verhältnisse, unter denen Musiker damals tätig waren. Als Sohn eines wandernden Theaterunternehmers wächst Weber gleichsam unterwegs und auf der Bühne auf, bleibt selten sesshaft, lernt frühzeitig die Entbehrungen kennen, hat aber auch das Glück, dass sein Talent ...
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Opernwelt April 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Uwe Schweikert
«Tut wu-a yeri enti / Waa wau yeri wenenet.» Schon die Sprache schafft Distanz. Echnaton, der Pharao mit den radikalen Ideen und der unstillbaren Sehnsucht nach dem Licht, preist den Schöpfer der Dinge und des Lebens, der die Menschen mit seinen Augen und die Götter mit seinem Mund schuf, (meist) in altägyptischer Sprache: «Perer en rem em yertif / Cheper netscheru...
Wolfgang Sawallisch war, das ist angesichts seiner legendären Wagner- und Strauss-Aufführungen in Vergessenheit geraten, ein brillanter Mozart-Interpret. «Così fan tutte» gelang ihm am besten: mit einer kühlen Eleganz, die dem Marivaux-Sujet optimal gerecht wurde und gleichzeitig mit der atmenden Emotionsintensität, die Mozart ihm hinzufügt. Auch als er im Juli...
Als Donizettis «Don Pasquale» 1843 uraufgeführt wurde, kam dem Rezensenten der «Leipziger Illustrirten Zeitung» die äußerliche Handlung reichlich abgestanden vor. Der alte Geizhals Don Pasquale, der sich eine junge Frau angelt, um dann unter ihren Pantoffel gestellt zu werden, sei der «Schatten eines längst Abgestorbenen, den man vergessen hat zu beerdigen, und der...