Träume zu vermieten
Ob das Städtchen wirklich existiert, jener Küstenort, zu dem der Pariser Buchhändler Michel sich aufmacht? Den Bahnhof, auf dem er ankam, gibt’s schließlich bald auch nicht mehr. Michel ruht nicht eher, bis er die junge Frau wiederfindet, die er drei Jahre zuvor hat singen hören: ein Liebeslied, das durch ihr geöffnetes Fenster zu ihm drang. Doch womöglich ist auch die Geliebte ein Wunschbild aus einer Traumvergangenheit, ein Phantom. Ob der Schuss, der sich im Liebes-(duett)streit der beiden löst, sie traf, wissen wir auch nicht recht.
Überhaupt ist die Stadt, in der Bohuslav Martinus «Juliette» spielt, ziemlich seltsam: Da wird der Fremde mir nichts, dir nichts zum Bürgermeister erhoben, nur weil sein Erinnerungsvermögen weiter als zehn Minuten zurück reicht – im Gegensatz zu allen anderen, die von der totalen Gedächtnislosigkeit befallen sind. Kein Wunder, dass dort ein Verkäufer mit Erinnerungen handeln kann, dass ein Zentralbüro existiert, in dem Träume zu kaufen, zu mieten sind (für Bettler nur dienstags geöffnet).
Ausstatter Christian Schmidt lässt eine Lok durch die Bibliothek tuckern, die er im Wechsel mit der Fassade des Hauses rotieren lässt, in dem Juliette zu wohnen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt April 2015
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Heinz W. Koch
ARD-ALPHA
6.4. – 11.00 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Schubert: Symphonie Nr. 7 h-moll D 759 «Die Unvollendete».
11./25.4. – 22.00 Uhr
KlickKlack.
Musikmagazin.
12./19./26.4. – 11.00 Uhr
Wiener Sextett.
1. Schönberg: Verklärte Nacht, op. 4. 2. Brahms: Sextett für Streicher Nr. 1, B-Dur, op. 18.3. Brahms: Sextett für Streicher Nr. 2., G-Dur, op. 36.
arte
1.4. – 5.15 Uhr
7.4. –...
Joyce DiDonato als Elena, Juan Diego Flórez als Giacomo V, John Osborn als Rodrigo – der Besetzungszettel für Rossinis «La donna del lago» an der Metropolitan Opera las sich wie die Ankündigung eines Weltbelcantogipfels. Paul Currans mit Santa Fe koproduzierte und dort bereits im Sommer 2013 herausgebrachte Inszenierung braucht uns hingegen nicht weiter zu...
Die Hoffnung, dass alles schon irgendwie gutgehen wird – in Annie Proulx’ Wyoming-short stories wird sie kunstvoll langsam, aber gnadenlos zermalmt. Vielleicht ist es das, was Charles Wuorinen bei der Veroperung von «Brokeback Mountain» (siehe OW 3/2014) mit seinen unwirschen Orchestertexturen einfangen wollte. Sie treffen den Nerv der zermürbenden Streitereien,...