Bloß keine Schnellschüsse

Die US-amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner sucht ihre Rollen sorgfältig aus. Nach Erfolgen als Suor Angelica in Köln und Vitellia in Straßburg ist Pamina in Paris an der Reihe. Ein Kurzgespräch

Opernwelt - Logo

Frau Wagner, im Internet gibt es eine Aufnahme, da singen Sie Puccinis «O mio babbino caro», und beim ersten «Si, si» passiert’s: Sie verlieren diesen Riesenohrring ...
Und meine Schreckgrimasse schwirrt jetzt auf ewig im Internet herum (lacht). Das Ding war einfach zu schwer! Bei solchen Missgeschicken gilt: Weitersingen ist alles! Man muss spontan sein.

Die Vitellia, die Sie gerade in der Straßburger «Clemenza» gesungen haben, ist auch sehr spontan. Im negativen Sinn.
Sie ist wirklich boshaft.

Es war eine neue Erfahrung für mich, eine solche Figur zu spielen. Und ein spannender Prozess, sie zu entwickeln. Wie ist sie überhaupt so geworden? Man wird ja nicht als Biest geboren.

Ein Biest mit Engelsstimme! Warum hat Mozart Vitellia wohl für einen Sopran geschrieben?
Gute Frage. Für einen Sopran liegt sie auffällig tief, tiefer noch als Fiordiligi. Vitellia ist sozusagen am unteren Ende der Skala. Bei einem Mezzo würde die Partie mit Sicherheit natürlicher klingen. Aber genau das wollte Mozart nicht.

Jetzt steht in Paris Pamina an, der nächste Mozart. Was bedeutet seine Musik für Sie?
Da habe ich keine originelle Antwort für Sie. Es tut der Stimme gut, hält sie gesund. Mozart ist einer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2015
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Alexander Dick

Weitere Beiträge
Drosseln, lockern, dichten, stocken

Italienische Schuhe sind für konzertante Opernaufführungen einfach nicht gemacht. Klick, klack, klick, klack. Vom Kontrollmitschnitt der «Aida» unter Antonio Pappano wird Warner für die CD-Veröffentlichung (geplant für Oktober) nicht viel verwenden können – aufgrund der geräuschvollen Auf- und Abtritte Anja Harteros’, Jonas Kaufmanns und der übrigen Solisten....

Kleiner Mann, was nun?

Figaro ist los! Drei Monate lang hat sich Los Angeles unter dem Motto «Figaro Unbound» mit Ausstellungen, Seminaren, Theaterproduktionen und Filmprogrammen dem Geist der Französischen Revolution verschrieben und Beaumarchais’ Komödienvorlagen um die Figur des Figaro in den Mittelpunkt eines Festivals gestellt. Dessen Herzstück lieferte die Los Angeles Opera mit...

Hase und Igel

Der dunkle Bruder des Erfolgs heißt Vergessen. Wie bei Glucks und Bertonis «Orfeo», Mozarts und Gazzanigas «Don Giovanni». Oder eben bei Gioacchino Rossinis und Giovanni Paisiellos «Il barbiere di Siviglia». Warum wurde das eine Werk von der Rezeption hofiert, das andere hingegen auf ein Abstell- oder zumindest Nebengleis geschoben? Bei Paisiellos «Barbiere» mag...