Schwarze Witwe

Donizetti: Don Pasquale Quedlinburg / Großes Haus

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Als Donizettis «Don Pasquale» 1843 uraufgeführt wurde, kam dem Rezensenten der «Leipziger Illustrirten Zeitung» die äußerliche Handlung reichlich abgestanden vor. Der alte Geizhals Don Pasquale, der sich eine junge Frau angelt, um dann unter ihren Pantoffel gestellt zu werden, sei der «Schatten eines längst Abgestorbenen, den man vergessen hat zu beerdigen, und der [...] wie ein verdammter Geist über alle Theater Italiens einherwandelt».

An manchen Stereotypen der Handlung und der Charaktere mögen wir uns heute weniger stören, weil die Massenproduktion, in deren Kontext der Kritiker Donizettis Stück zu sehen wusste, zum Großteil vergessen ist. Dafür stellt sich im Zeitalter der politischen Korrektheit die grundsätzliche Frage, ob es statthaft ist, sich über eine Heirat altersmäßig ungleicher Partner zu amüsieren oder die Rollenklischees des Stücks zu bedienen.

Es ist ehrenwert, dass sich der Regisseur Hinrich Horstkotte diesem Problem stellt. Dabei sucht er die Lösung nicht in der Verharmlosung, sondern in der Zuspitzung: Er lässt den weltfremden Don Pasquale, den er zunächst wie einen verlotterten Einstein ausstaffiert, zum Opfer seiner mafiösen Umgebung werden. Die begehrte ...

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Opernwelt April 2015
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Carsten Niemann

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