
Opernwelt Februar 2025
Editorial
Im Focus
Wir irren allesamt, nur jeder anders
Christoph Marthaler sucht in seinem Musiktheater «Tiefer Graben 8» nach einem Wohnsitz für die Menschen, Sylvain Cambreling findet ihn bei Beethoven
Der unteilbare Himmel
Ben Baur vermag in Verdis «Nabucco» an der Oper Köln keinerlei versöhnliche Tendenz erkennen, Sesto Quatrini lotet die Ambivalenzen der Partitur mit Finesse und beinahe nonchalant aus
Schöner sterben
Zur Inaugurazione wird an der Mailänder Scala der Fundus stark geplündert, für musikalische Qualität sorgen in Verdis «La forza del destino» allerdings Riccardo Chailly und Anna Netrebko
Von der Kunst, den Witz zu verfehlen free
An Prokofjews «Liebe zu den drei Orangen» interessiert Evgeny Titov weniger die vordergründige Groteske als die Entwicklungsgeschichte des kranken Prinzen. In Dresden inszeniert er das Stück tiefenpsychologisch und mit distanziertem Humor
Bluthochzeit
Ersan Mondtag zeigt Strauss’ «Salome» an der Opera Vlaanderen in Antwerpen als Parabel über das verdient-grausame Ende des Patriarchats. Alejo Pérez lotet die massive Partitur auch nach schönen Momenten aus
Die Schlacht im Schneewald
Die Bayerische Staatsoper in München präsentiert mit Donizettis «La Fille du régiment» ein gutes Stück zur falschen Stunde
Auweia!
Marco Štorman macht an der Staatsoper Stuttgart aus Ralph Benatzkys Revue-Operette «Casanova» ein Lehrstück, das gründlich schief geht
Stückwerk, ungezuckert
Die ersten Tiroler Festspiele unter der Leitung von Jonas Kaufmann präsentieren in Erl eine szenisch wie musikalisch durchwachsene «La Bohème» und eine immerhin vokal vielversprechende konzertante Aufführung von «I puritani»
Medien
Magie des Ausdrucks
Italienische Barock-Kantaten von Händel, Marcello, Montéclair und Alessandro Scarlatti
Doppelte Ekstase free
CD des Monats: Enrique Mazzola findet für Massenets «Hérodiade» den richtigen Ton und die adäquate Sängerbesetzung
Liebestod und Inquisition
Ein diskographischer Paukenschlag: Camille Erlangers «La Sorcière» aus Genf
La comédie humaine
Populäre Lieder und Chansons aus Frankreich mit Arnaud Marzorati und Albane Carrère
Mezzo und Sopran
Aleksandra Kurzak folgt der legendären Cornélie Falcon – und muss den Vergleich nicht fürchten
Tremolo-Terror
Ian Bostridge parodiert Theodor Fröhlichs wenig gelungenen Liedzyklus «Johannes und Esther»
In himmlischen Gefilden
Zoltan Darago singt, sanft begleitet von Les Talens Lyriques und Christophe Rousset, Bach-Arien für Alt
Traum, Schatten, Stille
Viktoriia Vitrenko singt, begleitet von Alexei Lubimov, Lieder von Valentin Silvestrov
Blick nach innen
In der Kurzoper «Sāvriti» zeigt sich Gustav Holst als Meister der Reduktion
Wonne, Wehmut, Willkür
Mirijam Beiers Monographie über die Sopranistin Marianne Pirker
Lauter Liebesdiskurse
Buch des Monats: Isabelle Wimmer untersucht mit fundiertem Blick die künstlerische Goethe-Rezeption im Frankreich des 19. Jahrhunderts
Interview
«Jede Partie soll mein Baby werden»
Der Mann ist eine Wucht. Als Gurnemanz und Hagen ebenso wie als Ochs oder König Treff. Abseits der Bühne fällt die absolute Spielernatur Patrick Zielke allerdings heraus aus dem üblichen Bassisten-Register – vor allem mit seinem erfrischenden Hang zu schonungsloser Offenheit. Ein Gespräch über Therapeuten, falsche Männerbilder, schlechte Witze und die Frage, ob kurze Hosen bei Premierenfeiern angebracht sind
Panorama
Party bei Macron
Rameau: Les Fêtes d’Hébé an der Opéra comique Paris
Im falschen Gewand
Bellini: Norma an der Oper Leipzig
Frischer Wind aus Fernost
Verdi: Rigoletto am Theater Neustrelitz
Hier und jetzt
Verdi: Un ballo in maschera an der Oper Zürich
Melancholie des Südens
Verdi: Simon Boccanegra an der Oper Rom
Hoffnungslos nostalgisch
Verdi: Aida an der Metropolitan Opera New York
Sternstunde
Verdi: Otello am Theater Ulm
Doppelbödig
Offenbach: La Périchole an der Oper Lüttich
Fern, aber heutig
Offenbach: Die Reise zum Mond am Theater Regensburg
Unterbelichtet
Puccini: La Bohème am Theater Bremen
Irgendwo dazwischen
Strauss: Der Rosenkavalier am Theater Innsbruck
Vom Kino inspiriert
Giordano: Fedora am Theater Genf
Große, grobe Klasse
Benatzky: Im weißen Rössl an der Volksoper Wien
Wie auf Speed
Von Einem: Der Prozess im Musiktheater an der Wien
Reportage
Das Zauberwort heißt Mischkalkulation
Am Gerhart Hauptmann-Theater in Görlitz lässt man sich von der prekären finanziellen Lage nicht einschüchtern – Intendant Daniel Morgenroth macht sie einfach selbst zum Thema: mit dem Spielzeitmotto «Kapital» und dem provokanten Vorschlag, den Namen des Theaters an einen Sponsor zu verkaufen. Ansonsten lautet das Credo: «Aufweichen der Spartengrenzen»
Porträt
Wunderbar wandelbar
Sie zeigt nicht, Nadja Stefanoff ist, und das gleichermaßen auratisch wie authenisch und auch ein bisschen anarchisch, Marta, Medée, Marietta, die Marschallin, Armide, Fedora, Norma, Elettra, Juliette, Sieglinde, mit einem Wort: eine der besten Sängerdarstellerinnen unserer Zeit. Ein Porträt
Service
Spielpläne Februar 2025
Hier finden Sie alle Termine (Premieren sowie Repertoirevorstellungen) der Opernhäuser in Deutschland. Von allen anderen Häusern weltweit bilden wir die Daten zu den Premieren ab.
Magazin
Unsterblicher Schani free
Wien feiert den Popstar Johann Strauss anlässlich seines 200. Geburtstags mit mehreren Ausstellungen und einem üppigen Konzertprogramm
Ein Opfer reaktionärer Romantik
In einem epochalen Werk erklärt Gerd Michael Herbig die Oper «Don Giovanni» und korrigiert das bis heute virulente Mozart-Bild
Legende sucht Wohnung
Das traditionsreiche SWR Experimentalstudio braucht einen neuen Standort. Ein Umzug nach Karlsruhe ist im Gespräch, doch Freiburg will kämpfen
Gegen die Vergänglichkeit
Ein Bildband würdigt den Theaterphotographen Wilfried Hösl
Fuchs, du hast mein Herz gestohlen
Pierangelo Valtinonis Familienoper «Der kleine Prinz» eignet sich wunderbar, um ein junges Publikum fürs Musiktheater zu begeistern. Die deutsche Erstaufführung am Staatstheater Darmstadt zeigt dies beispielhaft
Jugend ohne Freiheit
«Die wunderbaren Jahre» von Torsten Rasch