Traum, Schatten, Stille

Viktoriia Vitrenko singt, begleitet von Alexei Lubimov, Lieder von Valentin Silvestrov

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Alexander Puschkin ist gerade mal 31 Lenze alt, da schreibt er ein Gedicht, das in seiner gedankenschweren Melancholie klingt wie der Abschiedsgruß eines Lebensmüden. «Der irren Jahre längst vergangene Lust / Liegt lastend wie ein Rausch auf meiner Brust. / Doch wird, wie Wein, der Schmerz, den ich erfahren, / Nur stärker noch und schwerer mit den Jahren.

/ Mein Weg ist dunkel Leiden und Beschwer / Droht mir der Zukunft sturmbewegtes Meer …» Puschkin konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass ihm in der Tat nur noch sieben Jahre auf Erden blieben; umso prophetischer klingt die zweite Strophe des Gedichts «Elegie»: «Doch möchte ich, o Freunde, noch nicht scheiden: / Will leben, um zu denken und zu leiden; / Ich weiß, noch manche Lust liegt mir bereit / Inmitten Unrast, Schmerz und Traurigkeit; / Ich werde wieder Harmonien trinken / Und weinend über Traumgebilde sinken, / Und sterb ich dann, geschieht’s, dass mir vielleicht, / Die Liebe licht ein letzten Lächeln reicht.«

Valentin Silvestrov hat diese Verse vertont, und hört man seine «Elegie», dann wird erneut deutlich, worin die eigenwillige Originalität dieses Komponisten besteht: in der Zurücknahme, in der Konzentration des ...

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Opernwelt Februar 2025
Rubrik: Medien, Seite 27
von Olga Myschkina

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