Liebestod und Inquisition

Ein diskographischer Paukenschlag: Camille Erlangers «La Sorcière» aus Genf

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Camille Erlanger gehört zu den zahllosen Komponisten, deren Werk in toto der Furie des Vergessens anheimfiel. Die neun Opern des Parisers elsässisch-jüdischer Herkunft sind in ihrem Schwanken zwischen Naturalismus und Symbolismus, Wagner-Nachfolge und Impressionismus typisch für das französische Fin de Siècle.

Nachdem Guillaume Tourniaire 2023 beim Wexford-Festival Erlangers 1911 uraufgeführte Oper «L’Aube rouge» ausgegraben hatte, dirigierte er wenig später in der Genfer Victoria Hall die im Jahr darauf an der Pariser Opéra-Comique herausgekommene «La Sorcière». Ein Mitschnitt dieses Abends liegt nun vor.

Wie Puccinis «Tosca» basiert auch «La Sorcière» auf einem der großen Tragödin Sarah Bernhardt auf den Leib geschriebenen Schauspiel von Victorien Sardou. Die Handlung spielt 1507 in Toledo. Beziehungen zwischen Christen und Heiden werden mit dem Tod bestraft. Don Enrique, Anführer der städtischen Bogenschützen, soll die als Hexe verschriene Maurin Zoraya verhaften, verliebt sich aber in sie. Die beiden werden im Geheimen ein Paar. Was Enrique verschweigt: Er ist seit seiner Kindheit Joana, der Tochter des Gouverneurs Padilla, versprochen. Zoraya schleicht sich am Tag der ...

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Opernwelt Februar 2025
Rubrik: Medien, Seite 24
von Uwe Schweikert

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