Hier und jetzt
In Zürich, so befand seinerzeit ein in der Limmatstadt umtriebiger Intendant, stehe die am nördlichsten gelegene Oper südlicher Ausrichtung. Ganz falsch war die als Selbstrechtfertigung gedachte Feststellung nicht – in gewisser Weise gilt sie auch heute noch. Nicht ohne Stolz verweist Andreas Homoki auf den Umstand, dass in den zwölf Jahren seiner Intendanz 16 Opern von Verdi auf die Bühne gekommen seien.
Tatsächlich? Vielleicht fiel es nicht auf, weil die Spielpläne aus dem Hause Homoki von ausgesuchter Vielfalt waren und sich die szenischen Handschriften doch deutlich voneinander abhoben. Jetzt finden wir uns wieder in einem Moment, da die Vielseitigkeit im Angebot des Hauses zu fruchtbaren ästhetischen Begegnungen führt.
Auf die umstrittene Produktion von Alfred Schnittkes «Leben mit einem Idioten» in der zugespitzt subjektiven szenischen Lesart von Kirill Serebrennikov folgte mit «Un ballo in maschera» nicht etwa harmlose Kost, insgesamt aber doch ein Genuss, dem selbst eingefleischte Verdi-Verächter erliegen dürften. Das geht zuallererst auf die Philharmonia Zürich und den von Janko Kastelic vorbereiteten Chor der Oper Zürich zurück; sie tragen beide gleichermaßen eine ...
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Opernwelt Februar 2025
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Peter Hagmann
Als das Treiben zu bunt wird im ersten Finale, als sich die Musik verknäult zum Showstopper, in dem jeder seine Verwirrung bekundet, da erklimmt sie hinten auf der Bühne das Podium. Ein Racheengel in dunkel bauschender Seide, mit Allonge-Turm auf dem Haupt und ausgebreiteten Armen. Kein Wort mehr möglich, dieser Duchesse entfährt ein Entsetzensschrei, lang, mit...
Der wichtigste Protagonist bleibt ungesehen. Weder im Klappentext noch im Hauptteil des Bildbandes «Through the Looking Glass», der Arbeiten des Münchner Theaterphotographen Wilfried Hösl aus 39 Jahren dokumentiert, ist sein Porträt zu sehen. So bleibt der Mann hinter der Kamera ohne Gesicht, dessen Bilder zwei Generationen von Theater-, Ballett- und Operngängern...
Man schreibt den August 1756, da steht Marianne Pirker als Mandane in Niccolò Jommellis «Artaserse» noch auf der Bühne der Stuttgarter Hofoper. Zwei Wochen später wird sie zusammen mit ihrem Mann, dem Geiger Franz Pirker, verhaftet und – der Willkür des württembergischen Herzogs Carl Eugen ausgeliefert – acht Jahre lang eingesperrt, zunächst auf dem Hohentwiel,...