Editorial Opernwelt 2/24
Georg Friedrich Wilhelm Hegel war ein unverbesserlicher Optimist, sah er doch in der Entwicklung der Geschichte eine Entwicklung hin zu Freiheit und Vernunft. Allein ein flüchtiger Blick ins Heute hätte ihn vermutlich eines Besseren belehrt: Mag sich die Menschheit auf dem technologischen Vormarsch befinden (wiewohl in eine mehr als ungewisse Zukunft), so steht es um die Ideale von Freiheit und Vernunft nicht eben zum Besten.
Defizitäre Erfahrungen aller Arten dominieren die Spätmoderne, und es ist gewiss kein Zufall, dass Andreas Reckwitz in seiner kürzlich erschienenen «Verlust»-Studie auf Hegels Hoffnung rekurriert, um in seiner Analyse zu dem Ergebnis zu gelangen, die philosophische Utopie könne sich womöglich als vergeblich erweisen, weil sie im Widerspruch zur Wirklichkeit steht. «Diese Gesellschaft», so Reckwitz, «basiert auf einem grundlegenden Widerspruch, der sich zwischen ihrem radikalen Fortschrittsglauben und der Realität von Verlusterfahrungen auftut. Zugleich wirkt in ihr eine basale Verlustparadoxie, die sich daraus ergibt, dass sie einerseits unsichtbar gemacht und andererseits intensiviert bearbeitet werden».
Betrachtet man die Spardebatten der vergangenen ...
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Opernwelt Februar 2025
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Jürgen Otten
Mit dem Thema «Balzac und das Lied» wäre nichts zu holen, meint Romain Benini im Booklet des Albums «Chansons Balzaciennes», vergisst jedoch, dass Musik im Œuvre des großen französischen Epikers durchaus von Bedeutung ist. Allerdings ließe sich damit eine Schneise in den kulturellen Untergrund der Gesellschaft schlagen, die der Dichter in seiner «Comédie humaine»...
Zu Hilfe, Regnault – Flaubert, steh mir bei! Zu Hilfe Ihr alle, die Ihr Euch verrückt machen lasst von jener rätselhaft lasziven Pubertierenden voller unbewusster Grausamkeit, die sich Salomé nennt – von jener Blume des Bösen, rätselhaft und verführerisch zugleich. Kommt und erklärt mir, wie Salomé zu Maria-Magdalena werden konnte!» So beginnt Camille Saint-Saëns...
Zum 150. Geburtstag Gustav Holsts kommt allerhand Neues zum Vorschein. Als im vergangenen September am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken seine Oper «Sita» in einer Neuinszenierung auf die Bühne kam, war das sogar eine Uraufführung. Das Stück hatte seit Holsts Lebzeiten ungespielt vor sich hingeschlummert. Die Opera Factory Freiburg bringt nun ein weiteres,...