Opernwelt Februar 2006
Editorial
Im Focus
Reibungshitze
Ingo Metzmacher und Peter Stein bringen Hans Werner Henzes «Bassariden» ans Amsterdamer Muziektheater. Albrecht Thiemann über die Produktion, Willem Bruls im Gespräch mit dem Regisseur.
Die Intention des Autors sichtbar machen
Regisseur Peter Stein über seinen Umgang mit Henzes «Bassariden», über Regisseure als verkappte Autoren und die unvereinbaren Pole im Menschen
Sonnenglanz und Gewölk
Mit dem Amtsantritt Stéphane Lissners als Intendant der Scala hat in Mailand eine neue Opernära begonnen. Der Franzose eröffnete mit «Idomeneo» erfolgreich die Spielzeit und ist doch alles andere als sorgenfrei.
Radikale Seelenschau
Mit seiner Basler «Rigoletto»-Regie ist Michael Thalheimer endgültig in der Oper angekommen. Auch musikalisch hat die Produktion Referenzcharakter.
Wozzecks Bruder?
Die Metropolitan Opera New York bricht eine Lanze für Tobias Pickers Dreiser-Oper «An American Tragedy». Matthew Gurewitsch über die Uraufführung, dazu ein Gespräch mit dem Komponisten.
Magazin
Göttlicher Idiotismus, himmlische Sklerose
Operettenversuche an Rhein und Ruhr
Ein verleugnetes Kind
Zur Wiederentdeckung eines Werks von Luigi Dallapiccola aus dem Jahr 1940
Farbiges Kaleidoskop
Die rekonstruierte Urfassung von Hartmanns «Simplicius» in München
Zangengeburt
Strauss’ «Capriccio» erstmals am Teatro Colón
Service
Interview I
«Ich liebe das Risiko»
Der Tenor John Mark Ainsley über die Jugendlichkeit bei Mozart, den Sadomasochismus der «Dichterliebe» und den Sinn hässlicher Töne
Thema
Der geknetete Geist
Das treibt jeden Kritiker um: Wie lässt sich Musik in Worte fassen, ohne dass ihre akustische Plastizität verloren geht? Wie schreibt man so, dass der Leser sich Aufführungen vorstellen kann, bei denen er nicht dabei war? Heinrich Heine, der aus Paris für die Augsburger Allgemeine berichtete, hat diese Aufgabe auf sehr persönliche, virtuose und kaum kopierbare Weise gelöst. Er hielt nichts vom Theoretisieren über Musik und setzte auf assoziativen Zugriff. Da ist dann zum Beispiel die Rede von Tönen, die sich küssten. Weniger von Harmoniewechseln oder den Lagen einer Stimme. Heine bleibt auch als Feuilletonist immer Schriftsteller. Und er bleibt auch als Schriftsteller immer ein kritischer Diagnostiker seiner Zeit. Unser Essay zu seinem 150. Todestag erinnert an Heines originelle Beschreibungsformen und an seine Bestandsaufnahme der Pariser Opernszene. Schließlich war er mit anerkannten und um Anerkennung kämpfenden Größen wie Berlioz, Liszt oder Meyerbeer persönlich bekannt...
Die gehobenste Form des Feuilletons
Joseph A. Kruse über Heine als Musikschriftsteller
Interview II
«Wir können es nur besser machen»
Wiens Staatsoperndirektor Ioan Holender über Österreichs (Nazi-)Vergangenheit, Budgetprobleme, das Wiener Mozart-Jahr, Gerüchte um die Wiener Philharmoniker, deren Probendienste in der Staatsoper und die diesbezüglichen Aussagen seines Zürcher Kollegen Alexander Pereira in der Wiener Presse
CDs
Panorama
Melancholischer Pierrot in böser (Theater!-)Welt
Paris,
Opéra National,
Prokofjew: L’Amour des trois Oranges
Kurz berichtet
Monteverdi: Die Krönung der Poppea
Braunschweig
Massenet: Werther
Frankfurt
Dvorák: Rusalka
Münster
Puccini: La Bohème
Saarbrücken
Mozart: Così fan tutte
Strassburg
CDs
Helle Farben, große Emotionen
Vivaldis «Tito Manlio» bei naïve und cpo
Gluck light
Antonio Sacchinis «Oedipe à Colone»
DVDs
Schöne, leere Welt
Robert Wilsons weit gereiste «Madama Butterfly» kommt nun auch ins Heimkino
Auf DVD-Format eingedampft
Ein Puccini- und diverse Verdi-Mitschnitte aus Verona, «Macbeth» aus Barcelona und die «Traviata» zur Wiedereröffnung des Fenice aus Venedig
CDs
Verdis schwieriges Erbe
RAI-Produktionen von Ponchiellis «I Lituani» und Boitos «Nerone» bei Bongiovanni
Tenoraler Solitär
Frühe und späte Aufnahmen Anton Dermotas bei Preiser neu aufgelegt
DVDs
Schillerndes Psychodrama
Brittens «The Turn of the Screw» in einem Mitschnitt aus Aix-en-Provence und als BBC-Verfilmung – ein Vergleich
Abenteuer moderne Musik
Sir Simon Rattle erklärt auf sieben DVDs die Klangbilder des 20. Jahrhunderts
Service
Retrospektive
Sempre aperto - per tutto
Zwischen Oper und Konzert, zwischen Barock und Moderne: Die Altistin Ortrun Wenkel beherrscht die Kunst der wohlüberlegten Grenzüberschreitung.
Kommentar
Gretchenfrage
Das Theater Basel ringt um eine Kürzung der Kürzung – und kaum jemanden kümmert’s.