
Opernwelt April 2021
Editorial
Im Focus
Gesamtkunstwerk von der Müllhalde
Die Uraufführung vor 50 Jahren war ein echter Skandal und das nicht zufällig. Mauricio Kagels «Staatstheater» ist das Negativ einer Oper, ein bilderstürmendes Werk, das die Möglichkeiten eines Opernhauses bis zum Extremsten ausschöpft. Eine Würdigung
Hoffnung auf hellere Himmel
Das Stück und sein Schöpfer sind in Vergessenheit geraten – zu Unrecht. Eine Erinnerung an den DDR-Komponisten Fritz Geißler und dessen vor 50 Jahren uraufgeführte Kleist-Oper «Der zerbrochene Krug»
Im politischen Raum
Carsten Brosda, Hamburger Kultursenator und neugewählter Präsident des Deutschen Bühnenvereins über Corona-Folgen, Theaterfinanzierung, die Probleme des Intendanz-Modells, Diversität und Digitalisierung
Schöne, neue Welt
Deutschlands Theater und Opernhäuser machen aus der Not eine Tugend und suchen ihr Glück in digitalen Vermittlungsformaten. Dabei herrscht ein reger Erfindergeist, der von einem Großteil des Publikums goutiert wird. Ein Überblick
Ein unmoralischer Stoff
Lange Zeit wurde er reduziert auf «Werther» und «Manon». Doch Jules Massenet schrieb darüber hinaus Opern von höchstem Wert. Ein Beispiel ist seine «Thaïs», die des Komponisten sinnlich-morbiden Blick auf die Tiefen des Unbewussten offenbart. Eine Analyse
Liebe ist nur eine Utopie
Peter Konwitschny versucht am Theater an der Wien, Jules Massenets «Thaïs» den Kitsch auszutreiben (was demnächst auf «ORF III» zu sehen sein wird), derweil des Meisters «Don César de Bazan» als Ersteinspielung zu erleben ist
Ungewisse Zukunft
Die New Yorker Met durchlebt die größte Krise in ihrer ruhmreichen Geschichte. Und doch plant Intendant Peter Gelb unverdrossen für die kommenden Spielzeiten. Ein ästhetischer Neubeginn ist nicht zu erwarten, immerhin hat das Haus inzwischen einen weiblichen «Chief Diversity Officer». Ein Report
Mindestens 50 Prozent sind machbar
Seriöse Studien aus Dortmund, Berlin und München führen den Beweis, dass der Besuch von Opernhäusern bei entsprechendem Hygienekonzept keine Gefahr darstellt
«Das Theater braucht den Agenten»
Die Opera Managers Association International ist ein Verein, zu dem sich in der Corona-Krise zahlreiche Agenturen aus allen großen westlichen Nationen zusammengeschlossen haben. MARKUS LASKA, Künstlermanager und Kommunikationsdirektor der OMAI, erklärt, welche Ziele man erreichen will
Ein-Blicke
Spielen dürfen sie, wenn überhaupt, nur vor leer gefegtem Saal und laufenden Kameras. Dennoch proben viele Opernhäuser unverdrossen und mit nicht nachlassender künstlerischer Intensität weiter und präsentieren die Ergebnisse dieser Probenprozesse via Streaming-Service. Die «Opernwelt» dokumentiert in loser Folge einige Ausschnitte dieser wichtigen Arbeit
Hören, Sehen, Lesen
Exotisch
Gaetano Donizettis Ausflug ins ferne Indien: «Il Paria» in einer Aufnahme mit der Britten Sinfonia unter Sir Mark Elder
Gefühlstreu
Ludovic Tézier vermeidet in seinem Recital mit Verdi-Arien auffällig klug eine Schmankerlparade
CD des Monats
Königlich
Eva Zaïcik schlüpft an der Seite des hervorragenden Instrumentalensembles Le Consort mit Verve, Wucht und lyrischer Innigkeit in die Rollen Händel’scher Herrscher
Hören, Sehen, Lesen
Mondesleuchten
Eine echte Perle der Opera buffa: Pedro António Avondanos «Il mondo della luna», wiedentdeckt von Marcos Marcos Magalhães
Todesfluss
Giacomo Puccinis «Il tabarro» in einer instrumental vorzüglichen, sängerisch durchwachsenen Einspielung mit Marek Janowski und der Dresdner Philharmonie
Très bon!
André Messagers unbekanntes Meisterwerk «Fortunio» in einer beispielhaften Produktion der Pariser Opéra Comique
Schmerzlich schön
Hera Hyesang Park singt Arien von Mozart, Rossini, Bellini, Puccini, Gluck und Händel
Fantasievolle Collage
Das ppp-Musiktheater präsentiert eine schlaue Inszenierung von Siegfried Wagners Oper «Sonnenflammen»
Liebe bis zur Raserei
Erstmals auf CD: Christoph Graupners faszinierendes musikalisches Schauspiel «Antiochus und Stratonica»
Ein kleines Wunder
Joscha Schabacks Buch «Kindermusiktheater in Deutschland» sollte zur Pflichtlektüre für alle Kulturpolitiker werden
BUCH des Monats
Heldenleben
Alessandra Comini schildert in ihrem Beethoven-Buch eindrücklich, wie und von wem der Mythos Beethoven bis heute befördert wurde
Interview
Einfach nur sein
Nach langen Gesprächsstunden muss es noch ein Blitzrunde durch den 9. Bezirk sein. Georg Nigl wohnt im Wiener Alsergrund, dort, wo auch Franz Schubert lebte. Der Weg führt zur Lichtentaler Pfarrkirche, wo noch das Taufbecken steht, in das der Genius getaucht wurde, sowie der Orgelspieltisch, an dem er saß. Hier hält es den Bariton nicht mehr, er intoniert das «Et incarnatus est» aus Schuberts Es-Dur-Messe, tut es mit der selben Unbedingtheit und Entäußerung, mit der er uns Wozzeck, Jakob Lenz oder Orfeo so beunruhigend nahebringt. Ein Gespräch über Gott, die Welt, Musik und Solidarität
Service
Magazin
Im Paralleluniversum
Theater und Opernhäuser reagieren auf die Einschränkungen mit Virtual-Reality-Formaten, als Vorreiter entpuppt sich hierbei das Staatstheater Augsburg
Freude schöner Spuckefunken
In Japan wird bereits wieder fröhlich gesungen, vor allem Beethoven. Die Gründe sind einleuchtend
Apps and Downs
Immer mehr Musiker nutzen digitale Noten. Das bringt Musikverlage in Bedrängnis – doch diese ziehen inzwischen nach
Kunst ist Macht
Die Diskurse poltern wild durcheinander bei Milo Raus Operndebüt mit Mozarts «La clemenza di Tito» am Grand Théâtre de Genève
Unerschöpflich neugierig
Zum Tod des Wagner-Erklärers, Pianisten und Musikwissenschaftlers Stefan Mickisch
Müde Recken
Ein Kurswechsel an der Oper von Krasnojarsk und eine nur halbwegs geglückte Aufführung von Alexander Borodins Operette «Bogatyri»
Weiße Welt
Die Opéra national de Paris legt endlich einen Diversitätsreport vor und kritisiert darin alte Gewohnheiten
Apropos... Ekstase
Sie scheint ein Faible für außergewöhnliche Frauen zu haben, für Frauen am Rande des Wahnsinns, für exaltierte Frauen, und das bei Verdi ebenso wie bei Wagner oder Dusapin. Was der Mezzosopranistin Christel Loetzsch dabei hilft, sind eine staunenswerte Tessitura, eine variable Stimme und intellektuelles Vergnügen an der Rolle