Opernwelt Jahrbuch 2020
Opernhaus des Jahres
Das Prinzip Vernetzung
Nach vielen, eher beschaulichen Jahren hat der neue Intendant Aviel Cahn das Grand Théâtre de Genève kräftig durchgeschüttelt – und dies mit veritablem Erfolg
Den Musen näher als Merkur
Seit Langem steht die Oper Frankfurt für das produktive Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Innovation, somit auch für die Abkehr vom leidigen Starprinzip
Sängerin und Sänger des Jahres
Die Lust, frei zu sein
Über die Kunst von Marlis Petersen ist (fast) alles gesagt. Weniger hingegen über ihre Liebe zu Griechenland, das seit Ewigkeiten der Sehnsuchtsort schöpferischer Geister ist
Harmonie der Gegensätze
Koloraturen in Händel-Opern beherrscht er ebenso gut wie Kapriolen beim Breakdance, auch Kunst und Kommerz weiß er klug zu verknüpfen. Ein Porträt des polnischen Countertenors Jakub Józef Orliński
Aufführung und Regisseur des Jahres
Konfrontation kann effektiv sein
Sein Bayreuther «Tannhäuser», der zur «Aufführung des Jahres» gekürt wurde, entpuppt sich als subversives, hochintelligentes Roadmovie, sein «Guillaume Tell» in Lyon führt das Stück in extremer Reduktion auf dessen Kernelemente und Kraftfelder zurück, sein Londoner «Fidelio» stellt die Brüche der Oper aus. Wer will Tobias Kratzer, der «Regisseur des Jahres», sein?
Bühnenbild des Jahres
Scheibe, Treppe, Nichts
Ein Porträt der Bühnen- und Kostümbildnerin Katrin Lea Tag, nebst einigen Notizen zu ihren auf wundersame Weise gefüllten Räumen
Uraufführung des Jahres
Suchflug über Neuland
Olga Neuwirth polarisiert, polemisiert, provoziert und politisiert, sitzt gerne zwischen den Stühlen. Am liebsten würde sie auch mit ihren androgynen Klängen durch den Raum stürmen
Herrn Abrahamsens Gespür für Schnee
Mal fantastisch glitzernd, mal leise verweht, mal prächtig aufrauschend: die Klangwelten Hans Abrahamsens
Wiederentdeckung des Jahres
Beißend und bitterböse
Paul Dessaus Oper «Lanzelot», 1969 uraufgeführt und nach einem halben Jahrhundert wieder auf die Bühne gebracht
Bilanz des Jahres
Dissonanz, Resonanz, Konsonanz – Was bleibt von 2019/20? free
Die Bilanz der Spielzeit im Urteil von 43 Kritikern
Buch des Jahres
Sergio Morabito, «Opernarbeit» – und eine persönliche Empfehlung: Thomas Schmidts «Macht und Struktur im Theater»
Beethoven 250
Wider besseres Wissen
Zweimal hat Beethoven das Original seiner einzigen Oper umgearbeitet. Ohne musikalisch-dramaturgischen Gewinn. Warum die erste «Leonore» alles, was später kam, in den Schatten stellt
«... die oper erwirbt mir die Märtirerkrone»
Blieb auf dem Weg von der «Leonore» zum «Fidelio» wirklich ein Geniestreich auf der Strecke?
Oper und Rassismus
Lasst uns atmen!
Auch im US-amerikanischen Opernbetrieb ist Rassismus an der Tagesordnung. Nun melden sich Betroffene zu Wort: J’Nai Bridges, Julia Bullock, Karen Slack, Lawrence Brownlee, Russell Thomas und Morris Robinson
Oper und Film
Eine gewisse Affinität
Noch 1912 schien es, als sei dem Musiktheater durch den Kinematografen ein gefährlicher Feind erwachsen. Was der Film von der Oper lernen kann und umgekehrt
Wozu Musikkritik?
Helga Rabl-Stadler
Bloß nicht verstummen
Seit 25 Jahren ist Helga Rabl-Stadler Präsidentin der Salzburger Festspiele. Im Gespräch zieht die gelernte Journalistin, ehemalige Parlamentarierin und Unternehmerin eine persönliche Bilanz
Kunst und Klima
Was fehlt, ist grüne Expertise
Immer mehr Theater, Festivals und Ensembles achten auf nachhaltige Produktions- und Betriebsabläufe. Doch das Potenzial umweltschonender Verfahren ist noch lange nicht ausgeschöpft
Helen Donath
Sterben kann ich super
Im Juli ist sie 80 Jahre alt geworden. Wenn Helen Donath über ihre Kindheit in Texas, die Anfänge im Kölner Opernstudio, prägende Dirigenten, das «Regietheater» oder die Lehren der Corona-Krise spricht, blitzt die Vitalität ihrer Persönlichkeit auf
Musiktheater in der DDR
Auftrag: Oper!
Das Musiktheater in der DDR unterlag ideologischer Einengung und politischer Überfrachtung. Über mutige und irrige Wege einer tradierten Kunstform in einem nahezu vergessenen Land