Theater heute Mai 2005
Foyer
Darum geht’s. Mir zumindest.
Ulrich Matthes bekommt den Gertrud-Eysoldt-Ring und bedankt sich mit einer Laudatio auf die manchmal unterschätzte Arbeit der Regisseure, vor allem die von Jürgen Gosch
Aufführungen
Der wüste Sturm
Wenn Sie noch nicht alles über den Irak-Krieg wissen, hilft Ihnen Elfriede Jelinek gern. Ob Sie hinterher schlauer sind, ist eine andere Frage: «Babel», von Nicolas Stemann im Wiener Akademietheater seiner Bestimmung zu(urauf)geführt
Die Fünf-Sterne-Folter
«Zerbombt» im Realismus-Rausch: Thomas Ostermeier huldigt Sarah Kane an der Berliner Schaubühne
Ende der Illusionen
In Leipzig entzaubert Wolfgang Engel mit einer frühen Fassung von Schillers «Don Karlos» den idealistischen Freiheitshelden Posa
Crashtests mit Handbremse
Münchner Nachspiele: Elias Perrig zeigt Roland Schimmelpfennigs «Die Frau von früher» am Residenztheater, Boris von Poser Händls «Wilde» an den Kammerspielen
Ausland Paris
Nordic Talking an der Seine
In Paris beschäftigen sich Patrick Pineau und Stéphane Braunschweig mit Ibsen, Joël Jouanneau gräbt ein 17 Jahre altes Lars-Norén-Stück aus, und Botho Strauß’ «Groß und klein» wagt einen zweiten Anlauf
Essay
Und mir grausts
Als 1976 die ersten Mülheimer Theatertage stattfanden, hieß der Preisträger Franz Xaver Kroetz. Sein Stück «Das Nest» handelt vom Lastwagenfahrer Kurt, der im Auftrag seines Chefs Gift in einem kleinen Badesee verklappt, in dem auch seine Frau Martha ihren Säugling badet. Am Ende wird das Kind gerettet, Kurt hat sich und seinen Chef angezeigt und darf doch auf einen guten Ausgang hoffen, weil «die Gewerkschaft, das sind viele».
29 Jahre später hat sich Kroetz für den Jubiläumsband «Sonderstück» zum 30. Mülheimer Stückefestival noch einmal Kurts Satz von damals vorgenommen: «Mensch bin ich keiner, oder höchstens im üblichen Sinn.» Was ist aus dem Weltverbesserungs-optimismus des kritischen Volksstücks der Siebziger geworden, was ist in Zeiten der globalisierten Ökonomie vom sozialen Realismus der mittleren Bundesrepublik zu halten? Was sagt der alte Kroetz zum «Nest» vom jungen Kroetz?
Porträt
Da, das ist der!
als Jago am Schauspielhaus Hamburg und als Othello am Deutschen Theater Berlin. Und gleich darauf in einer Haupt-Nebenrolle in Tschechows «Iwanow» an der Berliner Volksbühne. Ein Porträt
Das weite Land
Zankapfel Gütezeichen
In Meiningen macht die ehrwürdige Tradition Res Bosshart den Aufbruch zu neuen Ufern schwer
Chronik
Die Gebärdensammler
Botho Strauß «Die eine und die andere»
Theatertelefonservice
Rimini Protokoll «Call Cutta», Gob Squad «King Kong Club»
Trieb im Betrieb
Franz Xaver Kroetz «Der Drang»
Fuck the system
Tom Peuckert «Luhmann»
Mama und die Musketiere
Victor Hugo «Lucretia Borgia»
Brückenschlag
Gilles Granouillet «Unglaubliche Reise»
Angewandte Zeichentheorie
Friedrich Schiller «Die Räuber»
Mehr Luft
Iwan Wyrypajew «Sauerstoff»
Vermurkste Wahrheit
David Mursa «Dreitagefieber»
Das Hans-Moser-Festival
Christina Kettering «Der Gast»
Der vergoldete Herrscher
Marius von Mayenburg «Eldorado»
Das Stück
Daten
Medien/TV
Spandau Ballett
Heinrich Breloers Doku-Fiction «Speer und Er» befördert Hitlers Architekten zur Shakespeare-Figur
Angels revisited
Tony Kushners «Engel in Amerika», verfilmt von Mike Nichols
Tanz den Vorschlag
Wie wär´s mit einem Radioballett im Hauptbahnhof? Die Hamburger Gruppe Ligna inszeniert Hörspiel-Performances im Stadtraum
Das Denken aus der Eiszeit
Durs Grünbeins großes Erzählgedicht «Vom Schnee» als Hörspiel
Der dritte Weg
Federndes Schlurfen im Kapitalismusstaub: Jörg Gudzuhns Kommissar Hoffer in der ZDF-Serie «Der letzte Zeuge»
Magazin
Das Krokodil im Teich hinter der Hütte
Autoren aus Japan und Singapur sorgten beim fünften Festival für neue Dramatik F.I.N.D. an der Berliner Schaubühne für Manga-Pop und andere Überraschungen
Ausnahmezustände sind keine Schande
Das Kunstencentrum «Vooruit» im belgischen Gent gehört zu den wichtigsten Spielstätten der freien europäischen Theaterszene
Kleine Paralyse zum Glücklichsein
Wiener Kabarett: Das österreichische Theatermuseum und die Edition Mnemosyne erinnern an Fritz Grünbaum, und Ingeborg Reisner hat eine Dissertation zu den Caféhauskabarettisten der dreißiger Jahre vorgelegt
Forscher und Spökenkieker
Hermann Lause ist tot