Angewandte Zeichentheorie

Friedrich Schiller «Die Räuber»

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Gegen Schillers Hitze – die Kälte, gegen Schillers Höhe – die Fläche, gegen Schillers Pathos – die Beiläufigkeit, gegen Schillers Universalismus – das Private. Wogegen man aninszenieren muss, weiß man bei Schillers «Räubern» immer. Schon Schiller selbst gab in sei­ner Selbstrezension der Uraufführung von 1782 Ratschläge, wie man gegen sein Stück vorgehen solle: vor allem viel «ausstreichen».
Daran hat sich Dusan Parizek erwartungsgemäß gehalten.

Wie schon bei seinem Kölner «Hamlet» zu Beginn der Spielzeit gibt die knackige Spanne von 90 Minuten den zeitlichen Rahmen vor und ein Bühnenbild Olaf Altmanns den räumlichen. Sperrholz­platten verbrettern die Bühne von oben bis unten und sind so verschach­telt, dass trotz der geringen Tiefe des Bauwerks der Eindruck von Perspektive entsteht, aber einer Perspektive ohne Ausgang. Ein bunkerartiger Bauklotztrichter. Auch das Ende dieser Welt ist mit Brettern vernagelt. Provisorische Macht, oberflächliche Ordnung, gedämpfte Brutalität – alles das vermittelt diese vieldeutige szenische Großmetapher.
Eingeschreint in dieses Superzeichen versucht die Inszenierung, durch kleine interpretatorische Subsignale dem Text zusätzliche Wirkungen zu ...

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Theater heute Mai 2005
Rubrik: Chronik, Seite 40
von Gerhard Preußer

Vergriffen
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