Spandau Ballett

Heinrich Breloers Doku-Fiction «Speer und Er» befördert Hitlers Architekten zur Shakespeare-Figur

Theater heute - Logo

Er ist wieder da» – das war nicht nur ein Schlager von «Marion», sondern auch der Werbespruch für Walter Moers’ Comic-Satire «Adolf, die Nazisau». Unter dem Satz war eine Moers-Zeichnung des gealterten Hitler zu sehen, der in einer Sprechblase erklärte «Öch bin wieder da». Die lustige Groteske, in de­ren Verlauf Hitler Michael Jackson und Prince kennen lernt, Sex mit Göring hat und, wenn ich mich recht erinnere, auch in den Tod von Lady Di verwickelt ist, war bestimmt nicht der Bezugspunkt der neuesten viereinhalb­stündigen ARD-Haupt- und Staatsaktion.

Dennoch ist «Er» nicht nur als Name für den Führer, sondern auch als Bezeichnung für dessen spezifische Mischung aus Verdrängung und Daueranwesenheit in den Medien vergeben, ja eben bereits für eine der gelungensten Satiren auf diese merkwürdige Unsterblichkeit.
Doch bleibt «Speer und Er» nicht die einzige Freudsche Fehlleistung im Marketing von Heinrich Breloers jüngs­ter Fortsetzung seiner Themeneskalation Barschel-Wehner-Engholm-RAF-Familie Mann. Die Schrifttype, mit der in allen Werbemitteln und im Vorspann der Filmtitel gestaltet wurde, ist nur wenige Elemente und Millimeter entfernt von der Titelschrift des «Spiegel». ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2005
Rubrik: Medien/TV, Seite 68
von Diedrich Diederichsen

Vergriffen
Weitere Beiträge
Das Hans-Moser-Festival

Es gibt junge Theaterautoren, deren erstes Stück routiniert wirken soll, als sei das erste Dutzend bereits voll. Das kann bei Absolventen einschlägiger  Studiengänge vorkommen. Zum Beispiel, wenn man wie Christina Kettering (24) am Deutschen Literaturinstitut Leipzig die Fächer Prosa und Dramatik/Neue Medien belegt hat. «Der Gast» ist ihr erstes Stück und man fragt...

Mehr Luft

Die «Glaubenskriege» an den Münch­­ner Kammerspielen gehen munter weiter, Schlachtfelder, auf denen um verlorene Werte und religiöse Er­kennt­­nisse gekämpft wird, lassen sich auch in den hintersten Winkeln des Hauses einrichten. Wer zum Beispiel «Sauerstoff» des jungen russischen Drama­tikers Iwan Wyrypajew (Jahrgang 1974) sehen will, muss im Neuen Haus viele...

Der vergoldete Herrscher

Diesen Menschen scheint nichts Tierisches fremd. Ihr gekacheltes Zuhause ist eine ungemütliche Kreuzung aus Affengehege, Aquarium und Abenteuer-Spielplatz. Zwischen Klavier und Schreibtisch verführen Kletterbäume zum Hüpfen und Balancieren. Wer fällt, der fällt weich – in den Sandkasten. Ein dienlicher Dämpfer, denn harte Abstürze hat Marius von Mayenburgs...