BTR Ausgabe 1 2021
Neustart Kultur
Wir sind Neustarter
Die verordnete Coronapause wird auch für die Kultur in diesen Januartagen verlängert. Die Zuschauerräume und Bühnen bleiben leer, Proben werden abgesagt oder verschoben. Dennoch geht die Arbeit an Konzepten, Umbau- und Sanierungsplänen weiter, um für einen Betrieb und Neustart nach dem monatelangen Stillstand gerüstet zu sein. Durch das Programm NEUSTART KULTUR erfahren vor allem kleinere Ensembles und Kulturorte eine Unterstützung und Perspektive.
Focus
Ausstellungen
Ehrgeiziger Kulturneubau
Nach acht Jahren Bauzeit wurde in Berlin das Humboldt Forum fertiggestellt. Am 16. Dezember war Eröffnung. Vorerst nur virtuell. Nach dem Lockdown wartet hinter den rekonstruierten Schlossfassaden ein moderner, vielfältiger Museums- und Veranstaltungskomplex.
Von Nähnadeln zu Walzwerken
Die Stadt Menden im Sauerland kann auf eine 300-jährige Geschichte erfindungsreicher industrieller Produktion zurückblicken. Im Gut Rödinghausen präsentiert eine neue Ausstellung die technologischen Entwicklungen und das Leben der Einwohner in einem theatral eingerichteten Ambiente. Geplant wurde sie von Prof. Jürg Steiner, Architekt und gelernter Bühnenmeister.
„Die Arbeit mit Dingen liegt mir näher“
Jürg Steiner hat seine berufliche Laufbahn zunächst als Techniker im Theater begonnen und widmete sich dann der Ausstellungsarchitektur. Ein wechselvolles Berufsleben für Inszenierungen – live und museal.
Markt
Produktionen
Wie der Lockdown Türen öffnet
Während Franz Biberkopf in Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ aus der Haft entlassen wird, stehen dem Protagonisten Can in Hakan Sava Micans Stück „Berlin Oranienplatz“ fünf Jahre Gefängnis bevor. Auch der Autor und Regisseur musste sich mit geschlossenen Türen auseinandersetzen: Nicht nur für die Figur, auch für die Produktion des Maxim Gorki Theaters in Berlin war es ein Spiel gegen die Zeit. Dafür überwand er erfolgreich Vorurteile über die Unvereinbarkeit von filmischer und theatraler Dramaturgie.
Entfalten, Aufblühen und Entblättern free
Oscar Wildes Komödie „The Importance of Being Earnest“ kommt in der deutschen Fassung „Bunbury – Ernst ist das Leben“ von Elfriede Jelinek im Essener Grillo-Theater zur Aufführung. Die Inszenierung von Susanne Lietzow spielt in einem Bühnenbild, das von riesigen, teils beweglichen Blüten geprägt ist, die in den Werkstätten des Theaters gebaut wurden. Farbenfrohe Kostüme und die originelle Nutzung einer Versenkung unterstreichen humorvoll die Charaktere der Protagonisten.
„Unter dem Damoklesschwert“
Am 13. Dezember 2020 sollte an der Wiener Staatsoper die Neuinszenierung von Hans Werner Henzes „Das verratene Meer“ auf die Bühne kommen. Wie probt man zu Coronazeiten, in Erwartung einer Premierenabsage? Worauf hofft man? Ein Gespräch mit Regisseur Jossi Wieler, Sergio Morabito, seinem Co-Regisseur und Chefdramaturgen des Hauses, und Ausstatterin Anna Viebrock.
Bücher
Bücher 1/21
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Bau und Betrieb
Und jetzt? Wege aus der Krise
Die Frage, wie in dieser außergewöhnlichen Zeit ein Theaterbetrieb seinem künstlerischen Selbstverständnis gerecht werden kann, beschäftigt aktuell wohl alle Kulturschaffenden. Unsere Autorin fragte Mitarbeiter des Landestheater Schwaben (LTS) in Memmingen nach ihrem Weg, der Coronazeit mit Gestaltungskraft und Optimismus zu begegnen.
Besorgt, aber hoffnungsvoll
Viele Unternehmen – Dienstleister, Verleiher, Hersteller und Zulieferer – der Theater- und Veranstaltungsbranche spüren die Auswirkungen der Coronapandemie drastisch und müssen mit dieser Situation seit Mitte März 2020 umgehen. Projekte, Budgets und Bestellungen sind gestoppt oder werden auf Eis gelegt. Der Stillstand von Livekultur und Messewesen fordert die mittelständischen Betriebe enorm. Denn wie es mit Aufträgen in den kommenden Monaten weitergehen wird, ist unklar.
Ziegel, Sperrholz, Kletterrosen
Seit seinem Umzug vor drei Jahren findet das Festival Grange Park Opera rund 40 Kilometer von London entfernt statt. Dort entstand auf einem waldigen Anwesen in Rekordzeit ein fünfstöckiger Bau, der an die Mailänder Scala erinnert – bis heute ist nicht alles fertig. Intendantin Wasfi Kani, auf Spenden und Einnahmen durch Eintrittsgelder angewiesen, musste bereits wegen der Coronakrise Gagen kürzen und Stellen streichen, plant aber schon für die Zukunft.
Tanzende Architektur
Mit der Cité du théâtre in Paris entsteht ein neues Kunstzentrum als theatrale Inszenierung im städtischen Raum. Es beherbergt künftig das Conservatoire National Supérieur d’Art Dramatique (CNSAD), neue Aufführungssäle für das Odéon – Théâtre de l’Europe und für die Comédie-Française. Federführend ist das mehrfach ausgezeichnete Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos.
Kino der Zukunft?
Zwölf Projektoren und 450 m2 kugelförmiger Bildschirm: In Südkorea steht in der Stadt Gwangju das „Space 360“, ein weltweit führendes Hemisphärenkino. Nicht zuschauen, sondern mitfliegen!
Beruf und Bildung
Technologie, Kreativität und künstlerische Vision
Absolventen von Bühnenbild-, Multimedia- oder Theatertechnik-Studiengängen fragen häufig: Wie kann man kreative Begabung mit Begeisterung für Technik verbinden? Am besten in einem Master-Studium Lichtdesign, antwortet unsere Autorin darauf und fasst in ihrem Beitrag Voraussetzungen, Anforderungen und Inhalte für ein erfolgreiches Lichtdesign-Studium zusammen.
Plädoyer für einen fast verschwundenen Beruf
Viele Bühnen- und Kostümbildner:innen stellen immer häufiger die Frage nach der ökonomischen, der ökologischen, aber auch der sozialen Zukunft ihres Berufs. Die Coronapandemie zum Anlass nehmend, beschäftigt sich der Autor mit dem fast vergessenen Beruf der Ausstattungsleitung, der nach seiner Ansicht einer gesamten Berufsgruppe das Überleben sichern könnte.
Impressum
English texts
Ambitious new centre for the arts and science free
Construction on Berlin’s Humboldt Forum began eight years ago and was recently completed. The centre opened on 16 December, online only due to the pandemic. When the restrictions are lifted, in-the-flesh visitors can expect to find a modern, multifaceted museum and event complex behind the reconstructed palace façade.
Budding, blooming, and bursting open free
The Grillo Theatre in Essen is presenting its German adaptation of Oscar Wilde’s The Importance of Being Ernest, ‘Bunbury – Ernst ist das Leben’, in a stage set of giant, movable flowers, built in the theatre’s own workshops. Colourful costumes and the ingenious use of a trap echo the play’s humour and emphasize the protagonists’ comical characters.
Bricks, plywood, and rambling roses free
A few years ago, the Grange Park Opera festival relocated to the wooded grounds of a country house some 40 km outside London. Here, festival director Wasfi Kani had a five-floor building inspired by the Milan Scala built in record time – good enough to use, but with much work remaining to be done. Relying on donations and entrance money to survive, the Corona crisis has made financial and personnel cutbacks inevitable.
The cinema of the future? free
Twelve projectors and a 450m² spherical screen: This is Space 360 in Gwangju, South Korea, the world’s leading hemisphere theatre. Audience members don’t just watch – they take flight!