Theater heute November 2008
Foyer
Dramatische Prosa
Bewegungen in Kopf und Darm
Roman-Verdauung oder «Rübenrauschtheater»? Wie aus großen Prosa-Texten Theaterabende werden: Thomas Manns «Buddenbrooks» und «Zauberberg» in Frankfurt und Berlin, Daniel Kehlmanns «Vermessung der Welt» in Braunschweig und Andreas Kriegenburgs Kafka-Abend «Der Prozess» an den Münchner Kammerspielen
Romane, Romane!
Prosatexte auf dem dramatischen Prüfstand: ein Gespräch mit dem Regisseur Jan Bosse und dem Autor und Dramaturgen John von Düffel über die Lust am großen Titel, die Spiegelung kollektiver Mythen, die Begrenztheit des Kanons und die Notwendigkeit von Marketing
Akteure
Kleine Schiebungen im Sinn
Mit Felicia Zeller kann man viel Spaß haben, wenn sie es ernst meint. Ein Porträt
Der Realitäts-Komplex
Mit der RAF hat Nicolas Stemann sich in seiner Hamburger Inszenierung von Elfriede Jelineks «Ulrike Maria Stuart» ausgiebig beschäftigt. Jetzt war er im Kino und hat Uli Edels «Baader Meinhof Komplex» gesehen
Emotionaler Hardrock
Es kann passieren, dass Zürcher Passanten dem Schauspieler Jörg Pohl «Gut gemacht» zurufen. Nach drei Jahren am Schauspielhaus glänzt er als Borderliner bei Bösch und Hermanis
Aufführungen
«Viele sind tot, viele sind untot. Hallelujah!»
Der RuhrTriennale zweiter Teil: Postindustrielle Befindlichkeiten bei Christoph Schlingensief, Schorsch Kamerun, Ivo van Hove, Sebastian Nübling und Händl Klaus
Welcome, Barbaren!
Der altgriechische Demokratie-Optimismus hat es zunehmend schwer. Keiner hört mehr auf Aischylos: Roger Vontobels «Orestie» in Essen und Stefan Puchers «Perser» in Zürich
Et lux perpetua
Alte Meister in Berlin: Peter Stein inszeniert am BE einen «Zerbrochnen Krug» mit Klaus Maria Brandauer als Dorfrichter Adam, Frank Castorf macht Off-Theater im eigenen Haus, und Sebastian Baumgarten zerlegt Mozarts «Requiem» mit einem Text von Armin Petras und Jan Kauenhowen
Freie Szene
Situationen des Politischen
Was könnte heute politisches Theater sein? Und was ist echt? Ein Gespräch mit Rainer Hofmann, Kurator des Festivals «Politik im Freien Theater», und mit dem griechischen Regisseur Akillas Karazissis, der in Köln die Produktion «Stalin – eine Diskussion über das (griechische) Theater» zeigt
Chronik
Fels und Baumskelett
nach Camus «Der Fremde»
Was spielen sie?
Shakespeare «König Lear»
Materialermüdung
nach Visconti «Der Fall der Götter»
Neustart in der Gartenlaube
Dirk Laucke «wir sind immer oben»
Liebe und Nachbarschaft
Lutz Hübner «Geisterfahrer»
Worms am Lagerfeuer
Hebbel «Nibelungen»
Zwei Killermäuse
Jurij Klavdiev «Gehen wir, der Wagen wartet»
Mütter an die Macht
Inga Helfrich u.a. «Die deutsche Mutter»
Daten
Buchbesprechung
Der ewige Österreicher
Friedrich Torberg (1908-1979) ist Theaterleuten vor allen Dingen als eigenwilliger Kritiker, Kabarett-Texter sowie konservativer und leidenschaftlich antikommunistischer Polemiker in Erinnerung, der, oft im Verein mit Hans Weigel, in Österreich vehement gegen Brecht-Aufführungen, Theaterexperimente literarischer Avantgarde-Bühnen oder gegen Auftritte von Karl Paryla bei den Salzburger Festspielen zu Felde zog. Den größten Erfolg als Schriftsteller erzielte Friedrich Torberg nicht mit eigenen Werken, sondern als Übersetzer der Bücher des in Ungarn geborenen, nach Israel emigrierten und auf Hebräisch schreibenden Autors Ephraim Kishon.
Magazin
Chronik eines unangekündigten Todes
Drei junge Männer beim Handballspielen in einer Turnhalle. Flüchtige Blicke, verschwitzte Gesichter, ein Moment der Erschöpfung – oder etwa Lebensmüdigkeit? Die nächste Szene spielt bei fast völliger Dunkelheit. Drei Zigarettenpunkte leuchten und verglühen in der Schwärze. Dann sieht man, wie aus einem Kofferraum ein Staubsaugerschlauch geholt und mit Klebeband am Auspuff befestigt wird. Drei letzte Blicke im Inneren des Wagens und ein tiefer letzter Atemzug – so beginnt «März», das dieses Jahr in Locarno mit dem Preis für das beste Erstlingswerk ausgezeichnete Filmdebüt des Dramatikers Händl Klaus.
Geburtstag Dimiter Gotscheff
Portrait Dimiter Gotscheff
Am 26.4 wird Dimiter Gotscheff 70 Jahre alt. Zu diesem Anlass ein Auszug aus dem Buch «Das Schweigen des Theaters - Der Regisseur Dimiter Gotscheff»
Magazin
Die Liebe zum Fremden
Neue Leitung, afrikanische Grooves beim Zürcher Theater Spektakel
Gegenkritik
Sebastian Baumgarten über Krankheit, Gesellschaft und die Rezeption seines «Requiems» an der Komischen Oper Berlin