Mütter an die Macht
Dank demografischer Nachwuchssorgen wird derzeit auf allen Kanälen über die gesellschaftstauglichste Form des Mutterseins debattiert. Nur als dramatischer Konflikt wird das Lavieren zwischen Kindern und Karriere nach wie vor nicht ernst genommen. Allenfalls im Fernsehen schmunzelt man über die tapfere Familienmanagerin, die zwischen Spielplatz und Meeting hin und her hetzt. Kurzum: Es wird viel über Mutterbilder geredet, aber selten mit Müttern. Höchste Zeit, diese Lücke im aktuellen Bühnenrepertoire von berufener Seite zu schließen.
Frei von Selbstironie ist die Theaterexpedi-tion «Die deutsche Mutter», die Regisseurin Inga Helfrich zusammen mit einer Reihe einschlägig betroffener Autorinnen und Akteurinnen in der Münchner Muffathalle inszeniert hat, keineswegs. Doch zeigt sie auf gewitzte Weise, was sonst dezent unterm Deckel gehalten wird: die einsamen Kämpfe, die Mütter auch heute noch um ihr Überleben als Person jenseits reiner Funktionserfüllung führen müssen.
Helfrich und ihr Team haben nicht nur recherchiert und Texte von der Nazizeit bis heute collagiert, sondern auch direkt nachgefragt und zugehört. Der Außendefinition des Mutterbildes werden so eine Reihe unterschiedlich ...
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Zwei Schwestern im Geist sind Mascha und Julia, von Tschechow so entfernt wie ihre «Proletenstadt» Toljatti von einer Garnisonsstadt in der Provinz – also alles in allem nicht sehr weit. Die Unterschiede sind gradueller Art – das existenzielle Sehnen bleibt. Toljatti heißt nach dem ehemaligen Generalsekretär der italienischen KP Palmiro Togliatti und ist der Ort,...
Lustig ist Gotscheff nie, komisch nur manchmal, grotesk fast immer. Die Kategorie des menschlichen Mitleids stellt er nur zur Verfügung, wenn er Figuren inszeniert, auf die Heiner Müllers Satz «Und immer noch rasiert Woyzeck seinen Hauptmann» zutrifft.
Aus ihnen macht er Giacometti-Figuren, aber reine Opfer sind auch sie nicht, sondern in ihrem Opportunismus ein...
Was Film von Theater unterscheidet, ist vor allem der intensivere Realismus des Films. So heißt es. Im Film können Dinge so abgebildet werden, dass der Zuschauer sie glauben kann. Im Theater weiß man immer, dass nur gespielt wird. Man weiß, dass das, was passiert, nicht «real» ist. Und so hat Theater dann auch eine größere Distanz zur Realität als der Film. Da ist...