Worms am Lagerfeuer
Zwerge kommen und gehen, Knaben verlieren Haupt und Leben, eisige Damen rätseln, von wem sie gerade entjungfert wurden. Hebbels «Trauerspiel in drei Abteilungen» ist passagenweise ein markiger Erzählstoff für lauschige Stunden am Lagerfeuer. Genau dort ist der urdeutsche Mythos in Heidelberg inzwischen auch angekommen. Die Recken rund um Hagen hausen im Pfadfinderlager (Bühne: Bernd Schneider). Mit einem morgendlichen Schwur an der Fahnenstange erwacht es zum Leben und wirkt nicht nur wegen der ulkig kleinwüchsigen braunen Zelte dezent rechtslastig.
Hier trällert morgens noch die Lerche und glüht das Lagerfeuer neben dem Sixpack.
Wir befinden uns am Anfang einer klug gekürzten Version der Hebbelschen «Nibelungen», in der Regisseur Martin Nimz vor allem auf Ute Baggeröhr und Jennifer Sabel als Kriem- und Brunhild setzen kann. Das ist auch notwendig. Immerhin wird die Geschichte der Burgunder erst mit dem Wormser Eifersuchtsdrama wirklich spannend. Eine Frau zu viel, ein potenter Mann zu wenig, das ist der Stoff für ein Nothung-Drama, das seinen Anfang nimmt, wenn Florian Hertweck wie ein Barbie-Männlein mit Riesenschwert auf die Bühne schlendert. Irgendwann muss dieser Siegfried die ...
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Aus dem «urschleim» sei «doch immer was geworden», stellt Stamm fest, «vielleicht nich immer wunschprogramm alter, aber immer irgendwas […] n fleck leben im brustkorb». Die Sätze, die Dirk Laucke in «wir sind immer oben» denjenigen in den Mund legt, an denen der Wohlstand vorbeigezogen ist, sind so lebendig, dass sie zu atmen scheinen. Lauckes Sprache ist...