BTR Ausgabe 3 2020
Foyer
Fragmente und Gedanken in einer besonderen Zeit
Von hundert auf null: Der mehrwöchige Lockdown traf auch die Kultur- und Theaterwelt unvermittelt. Seit Ende Mai werden in allen Bundesländern die strikten Maßnahmen allmählich gelockert. Auch das Leben in den Kulturbetrieben nimmt langsam wieder Fahrt auf – allerdings mit strengen Regeln. An einigen Häusern finden jetzt, Anfang Juni, erste kleinformatige Open-Air-, Tanz- und Konzertaufführungen statt.
Fokus
Thema: Kultur digital
Lebenserhaltende Livestreams
Digitalisierung im Kultur- und Bildungsbereich war schon lange in der Diskussion, und mehr und mehr Institutionen öffneten sich in den vergangenen Jahren neuen Präsentationsmöglichkeiten und Kommunikationswegen. Durch die Corona-Pandemie waren indes Künstler und Kulturschaffende von heute auf morgen gezwungen, um- und weiterzudenken: Eine breite Palette unterschiedlicher Formate in unterschiedlicher Qualität brachte die Bühnenquarantäne mit sich, wie Beispiele aus dem virtuellen Raum zeigen.
Jenseits fertiger Lösungen
Medienkünstler, Softwareentwickler, Coder, Engineerer, Bastler – eine richtige Berufsbezeichnung gibt es nicht für alle jene, die sich um das Digitale auf der Bühne kümmern. Unser Autor stellt zwei von ihnen vor: Mario Simon und Lucas Pleß, Mitarbeiter der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund.
Interaktion ist oberstes Gebot
machina eX gehört zu den Pionieren des Theaters, die sich intensiv mit Digitalität beschäftigen. Die siebenköpfige Gruppe arbeitet seit zehn Jahren in der Entwicklung von interaktivem Game-Theater, ihr Gründungsprinzip ist die Theatralität der Mischformen. Das neue Spiel „Lockdown“ entstand spontan und passend zum Stillstand in der Corona-Pandemie: Die Fiktion wurde zur aktuellen Realität und zeigt, wie auch im Ausnahmezustand ein Zusammensein möglich sein kann.
Das Leid mit der Latenz
Wegen Lockdown und Corona-Abstandsregeln können vielerorts Musikensembles nicht zusammenkommen, schon gar nicht mit Publikum. Stattdessen versuchen Chöre und Orchester, sich virtuell zu verbinden – zum Beispiel mit Split-Screen-Collagen und Videokonferenzen. Remote musizieren, geht das? Ein Selbstversuch.
Markt
Thema: Produktionen
Haarig, blau und aufregend
Haare faszinieren, Haare machen Angst. Oder wild. In „Runway“ der Choreografen Marco Delgado und Nadine Fuchs kommt eins hinzu: Haare inszenieren! Die Schweizer Enfants terribles schaffen im Verbund mit Charlie Le Mindu, Weltstar der Haute Coiffure, ein faszinierendes Bühnenbild der Verlockung und Befremdung.
„Ich will nicht präsentieren, sondern Erfahrung schaffen“
Der Multimediakünstler Andrew Schneider schuf die Produktion „remains“ mit dem Ensemble von Sasha Waltz & Guests – wer sind wir, wer waren wir, wer könnten wir sein? Im Gespräch erzählt Schneider, wie er Licht, Ton und Video als künstlerisches Ausdrucksmittel nutzt.
Lesen
Thema: Bau & Betrieb
Unerwartete Zeit für Erneuerungen
Seit Mitte März ist der Proben- und Vorstellungsbetrieb am Theater Bonn eingestellt. Der Spielbetrieb beschränkt sich gegenwärtig auf die Online-Kurzfilmserie „Bonndemie – Lockdown, Liebe, Lagerkoller“. Wie wirkt sich dies auf das Stadttheater mit über 430 Mitarbeitern, drei Spielstätten an zwei Standorten sowie einem Werkstätten- und Probengelände aus? Der Intendant, der Technische Direktor sowie der Leiter der Schreinerei gaben im April und Mai einige Einblicke.
Leben und Arbeiten mit der Pandemie
Der siebenwöchige Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie hat nahezu all unsere Lebensbereiche beeinträchtigt. Die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist von den notwendigen Maßnahmen besonders stark betroffen, nun heißt es „Leben und Arbeiten mit dem Virus“. Dafür werden branchenspezifische Handlungshilfen entwickelt, die auch künftige wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen müssen.
Dynamische Hygienekonzepte
Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie/COVID-19-Erkrankung hat sich das gesellschaftliche Leben komplett verändert. Seit Mitte März wurden alle Kultureinrichtungen geschlossen, Veranstaltungen abgesagt und das gesellschaftliche Leben kam komplett zum Erliegen. Für den Weiterbetrieb von Theatern, Opernhäusern und anderen Veranstaltungsstätten sind nun in besonderem Maße der Arbeits- und Infektionsschutz zu berücksichtigen. Was müssen die notwendigen Hygienekonzepte beinhalten?
„Keine halben Lösungen“
Die aktuelle Corona-bedingte Krise zwingt auch das Haus der Berliner Festspiele zum Stillstand – zumindest, was den Bühnenbetrieb betrifft. Ein Gespräch mit Intendant Thomas Oberender über das Erleben von Kunst, über Lernprozesse und kritische Gedanken zur Produktion im Kultur- und Festivalbetrieb.
„Nach außen und oben und 24 Stunden öffnen“
Der Architekt Prof. Jörg Friedrich hat mit seinem Hamburger Architekturbüro pfp im Januar 2020 den internationalen Architektenwettbewerb für den Ergänzungsbau des Theaterhauses in Stuttgart gewonnen. Mit aktuell geschätzten Baukosten von 40 Millionen Euro mag dies ein nahezu bescheiden anmutendes Projekt im Reigen der großen Umbau- und Sanierungsprojekte sein. Wie kann das Theater der Zukunft aussehen? Im Gespräch erläutert er seine Ideen.
Echter Kunstgenuss
Nach dem fast zweimonatigen Lockdown sind die Weichen nun zunehmend auf Lockerung gestellt. Auch für die Museen. Wie der Übergang vom geschlossenen und digitalen Museum in die Öffnung unter Corona-Bedingungen aussehen und mit welchen Maßnahmen gelingen kann, zeigt sich im Museum Barberini in Potsdam. Das Publikum kehrt seit Anfang Mai dorthin zurück, annähernd normaler Betrieb ist dort einfacher möglich als in Oper und Theater.
Service kinetischer Anlagen
Die durch COVID-19 entstandene Zwangspause in der Veranstaltungsbranche lässt sich sinnvoll nutzen – zum Beispiel für den Service der kinetischen Anlagen. Elektrokettenzüge müssen nach zehn Jahren vom Markt genommen werden oder sich einer kostenintensiven Generalüberholung durch den Hersteller unterziehen. Oliver Nachbauer, Movecat-Geschäftsführer, über eine alternative Lösung.
Die richtige Plattform für jedes Format
Pressekonferenzen, Seminare und Meetings sind Corona-bedingt auf nicht absehbare Zeit gestrichen. Web- und Streaming-Events werden zum Gebot der Stunde. Sie bieten sicheren Zugang ohne räumliche Beschränkungen zu Zielgruppen wie Medien, Kunden, Mitarbeiter oder Interessenten. Für unterschiedliche Nutzungen hat der Eventtechnik-Dienstleister Aventem ein voll ausgestattetes Streaming-Studio eröffnet und stellt leistungsfähige Online-Tools für Chats und Abstimmungen bereit.
Thema: Beruf & Bildung
Lichtdesign in Zeiten erloschener Lichter
Als in der Tschechischen Republik über Nacht alle Theater und Konzertsäle geschlossen wurden, waren freie Künstler plötzlich ohne jegliche Einkommensquellen. Viele entwickelten verschiedene Überlebensstrategien, ohne auf die Staatssubventionen zu warten. Dies betraf auch die Lichtdesigner, die allerdings einen gewissen Vorteil haben, da sie neben dem Theater oft für verschiedene kommerzielle Projekte arbeiten. Ein Essay zur Situation in der Pandemie.
Service
Englis texts
Coping with latency free
Due to the lockdown regulations and social distancing enforced since the COVID 19 outbreak, many music ensembles cannot meet, let alone play to live audiences. Instead, choirs and orchestras are trying to connect virtually, using technologies such as split screen collages and video conferencing. But can music be live and virtual? We report on an experiment in remote music performance.
English texts
„I don’t want to present, but create experience!“ free
Interview with Andrew Schneider
“No half-baked solutions” free
Venues everywhere have been forced to temporarily close due to the pandemic crisis. Berlin’s Haus der Festspiele has also put its operations on hold – at least where the stage is concerned. BTR talked to artistic director Thomas Oberender about the art experience, learning curves, and his thoughts on improving work in the arts and festival industry.
Open to the outside, up to the sky, and 24 hours free
In January 2020, Professor Jörg Friedrich, and his Hamburg firm of architects, pfp, won the architectural competition for an extension to the Stuttgart Theaterhaus. With the cost of building currently estimated at 40 million Euros, it seems an almost humble addition to the string of major conversion and renovation projects launched in recent years. We talked to Professor Friedrich about his ideas on the shape of the theatre to come.