Nach Paris!

Igor Bauersima: «Boulevard Sevastopol»

Vor fünf Jahren ist der in der Tschechoslowakei geborene und in der Schweiz aufgewachsene Igor Bauersima über Nacht bekannt geworden. Er hatte ein kleines Zweipersonenstück geschrieben: «Norway.today». Seither ist es eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Stücke und wird fast auf der ganzen Welt gespielt.

Damals schon konnte man die eigene Art von Igor Bauersima wahrnehmen: Er findet seine Themen im Zeitgeist – ein Mann und eine Frau verabreden sich per Internet zum gemeinsamen Selbstmord –, steht aber in seiner Erzählweise quer zur Mode, verweigert Dekonstruktionen und erzählt statt dessen Geschichten; er lehnt Messages und Moralisieren ab und interessiert sich, wie der ihm geistesverwandte Neil LaBute, für den intelligenten Plot und raffinierte erzählerische Wendungen. 

Die immer noch weitgehend unübliche Personalunion von Autor und Regisseur findet er nicht sonderlich erwähnenswert, schließlich sei das, wie er sagt, «bis vor nicht allzu langer Zeit im Theater der Normalfall gewesen und im Film ohnehin gang und gäbe». Anders jedoch als Falk Richter, der seine eigenen Texte immer wieder gern von anderen Regisseuren uraufführen lässt, und anders als René Pollesch, der seine ...

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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 141
von Joachim Lux

Vergriffen
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