Wörter-See
Der Wunsch, einen eigenen Tod zu haben, wird immer seltener. Eine Weile noch, und er wird ebenso selten sein wie ein eigenes Leben. Man stirbt, wie es gerade kommt; man stirbt den Tod, der zu der Krankheit gehört, die man hat (denn seit man alle Krankheiten kennt, weiß man auch, dass die verschiedenen letalen Abschlüsse zu den Krankheiten gehören und nicht zu den Menschen; und der Kranke hat sozusagen nichts zu tun).
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Seit den Tagen des Malte Laurids Brigge haben wir außer den Fähigkeiten, ein eigenes Leben zu leben und einen eigenen Tod zu sterben, überdies verlernt, Leben und Tod auch nur halbwegs zuverlässig zu unterscheiden. In den Debatten um Stammzellenforschung und Abtreibung sowie um Apparatemedizin und verschiedene Formen von Komata werden die Grenzen am Beginn und am Ende unseres Lebens unsicher und flirrend. In dieser Hinsicht leiden wir vielleicht alle längst unter Morbus ritardando, jener rätselhaften Krankheit, die in Gert Jonkes neuem Stück die Menschen befällt. Sie äußert sich in einer extremen Verlangsamung aller organischen Funktionen, die dazu führt, dass sich die Patienten mit äußerst reduzierter Geschwindigkeit durchs Leben und auf den Tod zu bewegen.
Nicht ...
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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 151
von Sebastian Huber
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