Wer steht für was?
Ah, we’re in Europe now!», ruft Nora Chipaumire, «nobody talks!» Oh ja, wir sind in Europa. Mitten in Europa. In Hannover, genau gesagt, einer ziemlich mittelmäßigen Stadt, wie es später in einem anderen Stück heißen wird, beim Festival Theaterformen. Doch erstmal finden wir uns im Boxring einer Künstlerin wieder, die aus Simbabwe stammt und heute in New York City lebt, und die das Publikum ziemlich lautstark angeht – mit einem Schulterpanzer aus dem American Football und Schweißerbrille bewehrt und mit klarem Blick.
Denn Nora Chipaumire moderiert einen Kampf an. Einen Kampf, der sich als Ringen ihrer selbst mit einem Wiedergänger ihres Vaters entpuppen wird, und damit auch mit der Konstruktion des «schwarzen Mannes». Herausgefordert wird dabei aber auch die zuschauende weiße, mitteleuropäische Menschheit.
Nora Chipaumire: im Boxring der Identitäten
Denn beim Festival Theaterformen, das alternierend in Braunschweig und Hannover stattfindet, wird dieses Europa gleich in einer ganzen Reihe von Produktionen angesprochen und befragt – sei es als Gegenspieler der «Zweiten Welt», als Sehnsuchtsort und Fluchtpunkt, als Wertemaßstab für Identitätszuschreibungen wie bei Chipaumire oder ...
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Theater heute August/September 2017
Rubrik: Festivals, Seite 6
von Esther Boldt
Das Publikum hat sich zur angekündigten Uhrzeit in der Halle eingefunden und harrt der Dinge. Doch vom «performativen Programm», das hier stattfinden soll, ist weit und breit keine Spur. Nach zehn Minuten wendet sich schließlich eine Frau – anscheinend eine der Künstlerinnen – an die Wartenden. «Are you looking for the performance?», fragt sie freundlich und weist...
Inmitten des aufgeregten Treibens zwischen Bahnhof und Long Street, dem Herzen Kapstadts, steht ruhig und selbstbewusst die alte Cape Town City Hall. Im edwardischen Stil nach dem zweiten Burenkrieg 1905 gebaut, ist sie jedoch längst nicht mehr nur Symbol von Kolonialzeit und Apartheid. Nelson Mandela hielt 1990 hier wenige Stunden nach der Haftentlassung seine...
Bei Signa denkt man eigentlich nicht an Schiller. Also nicht an das Lichte und Bildsame, an die Ermutigung, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, die sich auch im diesjährigen Motto der Mannheimer Schillertage widerspiegelte («Nach der Freiheit / ist vor der Freiheit»). Signa halten es eher mit den Hinterzimmern der Vernunft. In ihren hypertrophen...