Mainz: Ukulele Gottes
Heilig gesprochen wurde Hildegard von Bingen vor fünf Jahren. Papst Benedikt XVI. wünschte sich in einem Dekret, der Heilige Geist möge auch weiterhin «weise und mutige Frauen erwecken, die, indem sie die von Gott erhaltenen Gaben wertschätzen, ihren wertvollen und je eigenen Beitrag zum geistlichen Wachstum unserer Gemeinschaften und der Kirche in unserer Zeit leisten». So viel zum Frauenbild der katholischen Kirche.
Als der Papst zur Heiligsprechung schritt, war Hildegard von Bingen schon einige Zeit einigermaßen heilig, aber nicht, weil die seit ihren fünften Lebensjahr von Visionen geplagte Mystikerin, Naturforscherin, Dichterin, Komponistin, Äbtissin zu ihrer Zeit das Wort Gottes verkündete. Als sie der Welt eine ihrer ersten Visionen mitteilte, hörte sich das an, als habe eine Schwester von Moses den Gipfel der Verkündigung erklommen: «O, du gebrechlicher Mensch, Staub vom Erdenstaube, Asche von der Asche, rufe und verkünde von der makellosen Erlösung, damit jene unterwiesen werden, die das Mark der Schriften sehen, sie aber noch nicht verkündigen und predigen wollen.» Hildegard von Bingen ist heute das Role Model für ein vermeintlich natürlich-harmonisches Leben. Wer eine ...
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Theater heute August/September 2017
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Jürgen Berger
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