Theater des Zivilen
Es gibt Dinge, die kann man nicht oft genug sagen. Guten Tag, zum Beispiel. Wer höflich ist, sagt das ziemlich oft.
Dusan David Parizek kann ausgesucht höflich sein. In seinen Inszenierungen, die seit bald fünfzehn Jahren an den großen deutschsprachigen Häusern zu sehen sind, sagen deshalb Schauspieler zu Zuschauern «Guten Tag», nicken den Besuchern zu und stellen sich vor, wie man das macht mit guter Kinderstube. Parizek hat es gerne zivilisiert. Sein ganzes Theater kommt in ziviler Zurückhaltung daher, der Ton, die Gesten, die Kleider. Wild wird es noch früh genug.
Um sich mit Zuschauern so zu verständigen, dass sie Schauspieler für erwachsene Menschen halten und nicht für Aufsagepuppen, bemüht das zivile Theater von Dusan David Parizek mehr als einen Blick nach unten, mehr als das branchenübliche Zwinkern. In Parizeks Arbeiten geht es darum, Kommunikation auf Augenhöhe herzustellen. Dafür scheint es ihm hilfreich, den Unterschied zwischen denen, die die Gesetze des Spiels auf ihrer Seite haben, und denen, die dafür bezahlt haben, sitzen bleiben zu dürfen, nicht allzu groß werden zu lassen. Die Tür, durch die der Zuschauer hereingekommen ist, ist meistens auch die Tür, durch die ...
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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Der Regisseur des Jahres, Seite 130
von Roland Koberg
A
Petra Afonin
Schnabeltassen
(Württembergische Landesbühne Esslingen)
Thomas Arzt
Totes Gebirge (Theater in der Josefstadt)
Werthers große Liebe. Oder schick mir die Pistole, Baby
(Theater Phönix)
Auftrag:Lorey
Back to black (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
B
Hans op de Beeck
Die Leere nach dem Fest (Schauspiel Frankfurt)
Sibylle Berg
Und dann kam Mirna...
Eine Freundin von mir ist einmal versehentlich ins Burgtheater gegangen. Sie hatte es mit dem Akademietheater verwechselt, und weil der Irrtum auch dem Billeteur nicht aufgefallen war, saß sie zwar auf dem richtigen Platz, aber im falschen Theater. Es dauerte ein paar Minuten, bis ihr dämmerte, dass da irgendwas nicht stimmte. Irgendwann fasste sie sich ein Herz...
Nehmen wir einen beliebigen Menschen, der zehn Jahre lang nicht in Frankfurt war. Ein Mensch, der jetzt, wie damals bei seinem letzten Besuch, das Theater besucht. Sie (oder er) würde sich wundern. Sie (oder er) würde sich fragen, ob sich die Stadt wirklich so vollkommen verändert hat. Sie würde sich wahrscheinlich fragen müssen, ob die hier die Theaterleidenschaft...