Borderliners
Immer wieder fällt das Wort Zombie. Und ein anderes: Gespenst. Von «eiskalten weißen Gespenstern» und «Seelen ohne Körper, die besessen sind, ihr (weißes) Erbgut weiterzugeben» ist da unter anderem die Rede. Und von Massen von schwarzen Zombies. Leichenberge, die wie Eisberge im Mittelmeer schwimmen. Nur dass es im Mittelmeer keine Eisberge gibt und stattdessen eben «lebende Tote» das Meer bevölkern. Zombie-Massen-Armeen, die Kurs auf die Küsten Europas halten und die sich von nichts aufhalten lassen. Nicht von zockenden Menschenhändlern. Nicht von den Gefahren der Flucht.
Und schon gar nicht von EU-Grenzen und ihren dazugehörigen Behörden. Sie haben nur ein Ziel: Rein ins gelobte europäische Land!
In «Living dead» ist die Rede von Kapitänen, die es als erste Bürgerpflicht verstehen, Notleidenden zu helfen. Gerade dafür werden sie aber als abschreckendes Beispiel verklagt. Und es ist die Rede von der EU-Außenpolitik, deren Credo lautet: Ahoi Kapitän! Nicht Menschen-Fischen!
Fische fressen ihren Teil der Beute, um wenig später auf den Tellern der so genannten Ersten Welt zu landen. Die «Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Europäischen ...
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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 186
von Julia Weinreich
Anfang diesen Jahres, um genau zu sein: am 8. Februar 2015, hatten wir, Nicolas Stemann und ich, uns mit Elfriede Jelinek verabredet. Es war gewissermaßen ein Antrittsbesuch der zwei Neuen in dieser Stadt – Nicolas Stemann wird ab dieser Spielzeit Hausregisseur an den Münchner Kammerspielen. Viel mehr, als sich «Grüß Gott» zu sagen und die künstlerische...
Schon der Titel spendet wenig Trost. Er umarmt nicht, gibt keinen Halt, leitet nicht hinein in Emotionen, Identitäten, Welt. Stattdessen: Draufsicht. «3.31.93». Mehr nicht. Ein Zahlencode vielleicht, ein Datum möglicherweise, vor allem aber eine mathematische Formel für die Dramenkonstruktion: drei Teile mit jeweils 31 Szenen. Macht zusammen 93 Augenblicke. Fast...
TH Sie alle hier am Tisch übernehmen in den nächsten zwei Jahren neue Theater, drei Schauspieltheater, die vor größeren Einschnitten stehen, als es übliche Intendantenwechsel sind. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Das Düsseldorfer Theater ist nach dem vorzeitigen Ende der Leitung von Staffan Valdemar Holm und zwei Interimsleitungen ziemlich am Boden; der Wechsel...