Mir kommt die Galle hoch!
Leipzig. 26. Mai 2024. 11 Uhr. Sonntag. Der letzte Tag des 12. Sächsischen Theatertreffens.
Zwei Wochen vor der Europawahl. Am Abend wird die Jury – in diesem Jahr hat jedes der teilnehmenden Häuser einen Menschen aus seiner Stadtgesellschaft nominiert (welch wunderbar demokratische, auch inhaltlich lohnende Idee!) – drei Preise vergeben. Erst aber steht die «Zukunft der Sächsischen Theater- und Kulturlandschaft» auf dem Programm: Die Politik ist zur Diskussion geladen, Kulturpolitiker der im Landtag vertretenen Parteien. Es ist auch eine Frau dabei.
Alle sind gekommen, bis auf den Vertreter der AfD. In der «Diskothek» sitzen sie, der Spielstätte für zeitgenössische Dramatik des Schauspiels Leipzig, Bosestraße, Ecke Dittrich-Ring, gegenüber die «Runde Ecke», einst Sitz der berüchtigten Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, 1989 Zwischenziel der echten Montagsdemonstrationen, seit 1990 Ausstellungsort: «Stasi – Macht und Banalität».
Auf der Bühne haben wir, das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau, am Freitag zweimal Lukas Rietzschels Schauspiel «Das beispielhafte Leben des Samuel W.» gespielt. Das Stück beschreibt neben dem Aufstieg eines Rechtspopulisten eindrucksvoll die ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Ärgernisse, Seite 94
von Martin Stefke
Endlich erhält in den letzten Jahren die Frage, wie Menschen mit Behinderungen in den Theatern sichtbar werden und aktiv vorkommen können, zunehmend die dringend gebotene Aufmerksamkeit im deutschsprachigen Diskurs. Gleichzeitig gibt es bisher noch immer wenige dramatische Texte, die sich mit dem Komplex Inklusion auseinandersetzen. Der 1987 in Bochum gebore -ne...
Vielleicht liegt es an der Dichte der Theaterwände, die für Schallschutz sorgt. Dass Ereignisse von außen nicht hereindringen. Dass weder die Menschen darin noch die Institutionen als solche erreicht werden. Dass das zarte Zischen einer Kerze, zertreten von einem Stiefel, nicht gehört wird. (Aber natürlich nicht; zu weit weg, zu klein, zu schnell). Auch nicht das...
Am 4. Juni dieses Jahres erließ US-Präsident Biden mit Blick auf die Grenze zu Mexiko per Dekret Einschränkungen des Asylrechts. Die Regelung einer willkürlich gesetzten erlaubten Höchstzahl von Migrant:innen ohne Papiere trat am Folgetag eine Minute nach Mitternacht in Kraft. Es ist Wahlkampf. Die «build-that-wall»-Sprechchöre der Anhänger:innen seines Vorgängers...