Ich will dieses Leben in geil!
Auch wenn das Schiff hart stampft und einen unsicheren Schritt tut, steh ruhig auf Deck.» Ist dies die poetische Definition von Resilienz? Jenem seit der Jahrtausendwende so populär gewordenen Begriff, den der US-amerikanische Psychologe Jack Block in den 1950er Jahren prägte. Zur gleichen Zeit also, in der Ingeborg Bachmann ihr Gedicht «Ausfahrt» schrieb, aus dem der eingangs zitierte Satz stammt. Physikalisch betrachtet gilt ein Material als resilient, wenn es nach extremem Druck von außen wieder in seine ursprüngliche Form zurückfindet.
Druck.
Einen kleinen Akt semantischer Sättigung stellt Caren Jeß ihrem neuen Stück «Heartship» voran, indem sie die Worte «Druck» und «Drück» so lange wiederholt, bis sie resettet werden, ihre Bedeutungen verlieren, um neu bespielt werden zu können. Etymologisch entstammen beide dem althochdeutschen «thruc», was so viel wie «Einwirkung» bedeutet. Dass diese Einwirkung unterschiedlichster Natur sein und aus jeglicher Stoßrichtung kommen kann, davon zeugen die unzähligen positiven wie nega -tiven Konnotationen, mit denen wir Menschen «Druck» und «Drück», «drucken» und «drücken» in der Zwischenzeit aufgeladen haben. «Der Druck hat die Liebe ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Neue Stücke, Seite 150
von David Heiligers
Was hinter geschlossenen Türen passiert, bleibt im Verborgenen, und die Vorstellung treibt da mitunter seltsame Blüten. Ist es dahinter laut oder still? Sind Stimme oder Geräusche zu vernehmen? Das Hören wird zu einem Ereignis, und die Fantasie kennt keine Grenzen, besonders sie. Das Setting – der Mikroorganismus eines Mietshauses: ein Leben, Tür an Tür – ist dafür...
Die Leute, die man am ersten Tag in der Uni trifft, bleiben für immer deine Clique»: Bei Lars Werners neuestem Stück sind das Silvio, ein weißer deutscher Mann aus Frankfurt; Roya, eine deutsche Journalistin of Color; Marin, ein weißer Mann (möglicherweise aus Köln) und Lou, eine Gender-non-konforme Wissenschaftler:in und Ak -tivist:in aus Tschechien. Das erste Mal...
So etwas gab es noch nie: Unglaubliche 26 Kritiker:innen - über die Hälfte der Teilnehmer:innen – haben Lina Beckmann zur Schauspielerin des Jahres gewählt! Diese überwältigende Mehrheit erspielte sich Beckmann in ihrem fulminanten Solo als Erzählerin, Sphinx, Laios, Chrysippos, Iokaste, Pythia, thebanischer Bürgerchor und Ödipus in «Laios». Der zweite Teil von...