Kriterien und Quoten
Wer schon einmal in einer Jury saß, der weiß, dass es das klare, unschuldige, ausschließlich auf Qualitätskriterien beruhende Urteil nicht gibt.
Der weiß, dass ein Urteil immer auch heißt, gut eingespielte Kriterien zu hinterfragen: Ist der eigene Kompass noch korrekt? Steht einem Geschmäcklerisches im Weg, persönliche Vorlieben, Erfahrungen? Ist man womöglich betriebsblind? Man muss sich fragen: Wäre es angebracht, an der einen oder anderen Stelle ein paar Schritte zurückzutreten und die eigenen Kriterien neu zu justieren? Auf der Folie einer Quotierung vielleicht?
In diesem Sinne kann man der diesjährigen Theatertreffen-Jury kaum einen Vorwurf machen. Sie hat unterschiedliche Quoten mehr oder weniger erfüllt, hat mit Leipzig eine ostdeutsche Bühne aufgenommen, mit Mainz und Bern die Provinz berücksichtigt, mit Milo Rau und Forced Entertainment die Freie Szene. Alles verdient, alles sehr gut. Aber eine Quote hat sie nicht berücksichtigt: die Frauenquote.
Kann das sein, dass von zehn eingeladenen Inszenierungen gerade einmal eine einzige von einer Frau verantwortet wurde: Claudia Bauers «89/90» aus Leipzig? Ganz sicher, dass so viel anderes einfach nicht gut genug war? Katie ...
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Theater heute Mai 2017
Rubrik: Theatertreffen 2017, Seite 11
von Falk Schreiber
Der hardboiled detective ist per se ein Zwischenweltler: fast auf der Seite des Gesetzes, aber nicht ganz, sonst wäre er Polizist; fast ein Frauenschwarm, würde er den Ladies nicht mit allzu deutlicher Verachtung begegnen; fast ein Held, fast erfolgreich, fast vertrauenswürdig. Damit ist der hartgesottene Privatermittler der Pulpliteratur, des Comics und des Film...
Erzählt wird vom Ende her. Titelheld Liliom rammt sich gleich im ersten Bild ein Messer in die Brust und verblutet vor dem Eisernen Vorhang, aus dem sich ein Stahlgerippe in die verschnörkelte Neorenaissance-Architektur des Mecklenburgischen Staatstheaters schiebt. Ein Hamsterrad vielleicht, das einen nicht mehr loslässt, wie schnell man auch rennen mag. Oder ein...
Lang hat man nichts von ihm gehört. Auch im Münchner Revier zwischen Marienplatz, Viktualienmarkt und dem Schneider Bräuhaus im Tal, wo man ihm früher oft über den Weg laufen konnte, weit ausschreitend mit weißen Cowboystiefeln, den Blick entschlossen ins Blaue gerichtet, ist Herbert Achternbusch nicht mehr unterwegs. Die Beine wollen nicht mehr.
Altersweise ist...