Der Krieg zieht sich hin

Eindrücke vom Augsburger Brecht-Festival mit internationalen Gastspielen und zum letzten Mal unter der Leitung von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner

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Der Planwagen der Marketenderin Anna Fierling, sagt der aus Togo stammende Regisseur Ramses Alfa, erinnere ihn immer an die Erntehelferinnen oder Straßenverkäuferinnen, die in seiner Heimatstadt Lomé auf der Suche nach Kundschaft mit schwerem Gepäck aus Limonaden, Früchten und Stoffen um die Häuser ziehen, um ihren Familien ein minimales Einkommen zu sichern.

Und so sah man auf der Brechtbühne in Augsburg eine Truppe schwarzer Schauspieler, gekleidet in leuchtend bunte Stoffe: Sie spielten Brechts «Mutter Courage» und spielten doch auch eine Geschichte aus ihrem Land, in der es um das Überleben der einfachen Menschen in Zeiten unmenschlicher Kriegszustände geht.

Der Kontrast zwischen dem (französisch gesprochenen) originalen Text und den Bildern aus einer fremd anmutenden Welt schien gewaltig und zeigte doch gleichzeitig auch, wie austauschbar die Schicksale sind. «Volkstümlich» nennt Alfa Bertolt Brechts Arbeit da, sieht Parallelen zu afrikanischen Volksdramen und meint damit, dass die sozialen Schieflagen sich über Jahrzehnte und über alle Grenzen hinweg nicht verändert, schon gar nicht gebessert hätten. Auch seine Courage profitiert von der Nähe zur Macht und scheitert an deren ...

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Theater heute April 2022
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Bernd Noack

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