Wahrhaft königlich

Tomáš Král singt Bariton-Arien aus norddeutschen Barockopern

Die Vorliebe der Barockoper für hohe Stimmen spiegelt sich auch in der inzwischen schier unüberschaubaren Menge an Solo-Recitals auf CDs wieder. Da begegnen uns vor allem Falsettisten und Soprane, nach Tenören, Bässen, gar Baritonstimmen hält man vergeblich Ausschau. Dies entspricht freilich nur der Rollenhierarchie der metastasianischen Seria, in der Kastraten und Primadonnen mit ihrem virtuosen Gesang den musikalischen Glanz der fürstlichen Standespersonen verkörpern.

Für die tieferen männlichen Stimmen bleiben die Nebenrollen der Konfidenten, Schurken und Väter übrig, und die haben weder viel zu sagen noch zu singen. Eine Ausnahme von dieser Regel macht einzig die nord- und mitteldeutsche Barockoper mit ihren königlichen, sich in Liebe wie Hass leidenschaftlich verzehrenden Baritonhelden. Wenn sich darunter auch einmal ein Italiener wie Attilio Ariosti mischt, handelt es sich kaum zufällig um ein Werk, das 1701 für das private Theater der preußischen Königin Sophie Charlotte auf Schloss Charlottenburg bestimmt war. 

Der tschechische Bariton Tomáš Král hat aus diesem nahezu unbekannten Repertoire für sein erstes, vom Breslauer Barockorchester unter Jarosław Thiel äußerst kundig ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 18
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
Erfreuliche Alternative

Meine Güte, hat denn je einer mit clemenza Wahlen gewonnen? Trotz Ciceros Meinung, nichts zieme einem großen Manne mehr als Versöhnlichkeit und Milde, wurde diese Eigenschaft schon zu Römerzeiten vermutlich als Domäne der Schwachen empfunden. Auch in Mozarts «La clemenza di Tito» herrscht Zwiespalt, und die Musik verweist keineswegs auf jene Milde, die der Titel...

Grenzenlos begabt

Die Geschichte klingt kitschig, ist aber, wie der Sänger glaubhaft versichert, wahr und geht so: Zu seinem sechsten Geburtstag bekam Denys Pivnitskyi das legendäre Drei-Tenöre-Album mit Pavarotti, Domingo und Carreras geschenkt, hörte es ungezählte Male, trällerte bald die Hits mit – und hatte fortan nur noch einen Wunsch: Opernsänger zu werden. «Nicht wir wählen...

Der Atem des Todes

Drei Männer lieben (begehren?) dieselbe Frau. Ein spanischer König, der kurz davor ist, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekürt zu werden, also die Macht hätte, die Angebetete in ihr «Amt» zu zwingen; ein greiser Grande, dem seine Neigung allein deswegen kaum zusteht, weil er der Onkel der Tugendhaften ist; schließlich ein adeliger Jüngling, der seine...