Allein im Licht
Für einen Moment glaubt man, alles hätte auch eine andere Abzweigung nehmen können, ohne Schwan, Gottfried und Gralserzählung. Immer wieder werden Kerle an die Rampe geschoben – Zwangsfreiwillige als Stellvertreter Elsas im Kampf gegen den Ankläger Telramund. Doch mit Händen und Füßen wehren sie sich erfolgreich und lenken, ein Regiekniff, dabei vom rechten Bühnenrand ab. Dort hat sich der Titelheld in Gestalt von Klaus Florian Vogt unter die Menge gemischt und tritt plötzlich ins Licht.
Lohengrin als einer von uns.
Kein außerirdischer Gesandter, sondern ein mitten ins Geschehen Hineinkatapultierter – das gleicht gewiss nicht der Erfindung des Rads. So wie auch anderes in dieser Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper. Den mystischen Teich in der Bühnenmitte kennt man von Keith Warners Bayreuther Lösung. Und das Konzept «Wir erzählen uns eine Geschichte aus unserer Mitte» wollte einst Andreas Kriegenburg für den Münchner «Ring» realisieren – um sich allerdings schon nach dem «Rheingold» untreu zu werden. Auch das gesamte Setting dieses «Lohengrin», ein Laborkasten (Bühne: Monika Pormale), in dem zum Vorspiel dumpf über Auswege aus einer undefinierten Zwangslage gebrütet wird, ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Markus Thiel
Hoffnung klingt anders. Traurig und trist tropfen die Achtel von der imaginären Decke herunter, fallen auf schwere, quer im Raum verteilte Halbnotensäulen. Und dann diese Tonart! D-Moll, das riecht nach Unheil, Schmerz, nach Tod. Dennoch versucht es der Dichter, mit einer triolischen, sich behutsam aufrichtenden Phrase und mit jenen Worten, die dem Komponisten...
Uraufführungen gehören an der Oper Erfurt zum guten Ton. 20 in Auftrag gegebene und dort erstmalig aufgeführte Novitäten seit Bezug des Neubaus 2003 bilden eine beachtliche Bilanz für ein Haus dieser Größe.
In der aktuellen Spielzeit unter dem Delphi-Motto «Erkenne dich selbst» wird nun ein Kapitel der Nachkriegsgeschichte des modernen Griechenlands aufgeschlagen....
Die nordamerikanische Metropole am südlichen Zipfel des Lake Michigan empfängt uns mit einem schwindelerregenden Temperatursturz: Eben noch zeigte die Wetter-App über 20 Grad an, doch innerhalb weniger Stunden fällt das Thermometer auf den Nullpunkt. Im «Blue Line»-Zug vom Flughafen nach Downtown scheint niemand überrascht, die «windy city» ist vertraut mit...