Vivaldi im Winter

Das Heidelberger Theater bringt in Schwetzingen die deutsche Erstaufführung von «Tito Manlio» heraus

Der kaiserliche Statthalter in Mantua, Landgraf Philipp von Hessen, kündigte zu Weihnachten 1718 seine Vermählung mit einer fürstlichen Witwe aus der benachbarten Toskana an. Sein Kapellmeister Antonio Vivaldi musste rasch ein repräsentatives Werk zu Wege bringen. Angeblich in nur fünf Tagen legte er «Tito Manlio» vor. Aus der Hochzeit des «Principe Darmstadt» wurde allerdings nichts: Die Braut machte vor den Toren Mantuas wieder kehrt. Jetzt kam die Huldigungsoper, die mit elaboriertem Einsatz der «obligaten Instrumente» nicht geizt, zum ersten Mal nach Norden.

Das Theater Heidelberg präsentierte die deutsche Erstaufführung im Rahmen des Barockfestivals «Winter in Schwetzingen».

Die Handlung von Matteo Noris führt ins Rom des 3. Jahrhunderts vor Christus, wo Titus Manlius die Stadtbürger auf Verteidigungsbereitschaft gegen die Latiner einschwört. Diese Leute aus dem Umland müssen zwar in römischen Legionen dienen und notfalls für Rom sterben, genießen aber keine Mitbestimmungsrechte. Sie zetteln einen Aufstand an. Der Klassenkampf geht quer durchs Heer und die Familien: Die Tochter Vitellia – eindrucksvoll verkörpert von Rosa Domínguez – kündigt Titus die Loyalität auf, weil sie ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2009
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Frieder Reininghaus

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ein bisschen Zirkus ist immer dabei

Ein Knall, ein Fall. Als man den Einschlag einer Bombe hört, rauscht der vor dem Orchestergraben hochgezogene Vorhang zu Boden und enthüllt den Besuchern im Parkett, was die in den oberen Rängen, für die das Tuch nicht die ganze Bühne verhüllte, schon wussten: dass das Orchester bei diesem «Nabucco» sich oben befindet, auf einer Tribüne über einer länglichen Box....

Pop im Puppenhaus

Clemens Brentanos Geschichte vom bösen Königssohn Jerum, der guten Hexe Fanferlieschen Schönefüßchen und allerlei buntem Volk, das auf lustige Namen wie Würgipumpa, Fräulein von Ziegesaar, Pumpilirio Holzebocke oder Herr Neuntöter hört, ist eine vertrackte, vielfach verzweigte Geschichte. Alle hängen mit allem zusammen. Wer das komplexe Beziehungsnetz begreifen...

Blaubart der Meere

Die fast schon verbindliche Richtung der «Holländer»-Deutung geht im Wesentlichen auf Joachim Herz’ kühne Berliner Inszenierung zurück, die von Harry Kupfer 1978 in Bayreuth aufgegriffen wurde. In die Phalanx der diversen Erben und Nutznießer reihte sich nun in Basel auch der Video-Clipper und «Nordwand»-Filmer Philipp Stölzl ein – mit nicht unbeträchtlichem...