Triumph und Tragik
Wer diese Stimme je gehört hat, wird sie nicht vergessen: das dunkel-glühende Timbre, das unaufdringliche und unforcierte Volumen, die Mischung aus Eleganz und Kraft. Worte müssen zwangsläufig dürr erscheinen, wenn es darum geht, ein solches Phänomen zu umschreiben. Vielleicht kann man so sagen: Alles was George London sang, und wie er sang, war charakteristisch. Es traf – eine Figur, einen Charakter und natürlich die Hörer. Selbst auf den Platten lässt sich das nachvollziehen.
Wobei alle, die ihn noch auf der Bühne erlebt haben, darin übereinstimmen: George London musste nur auftreten und schon war er Mittelpunkt der Bühne – noch bevor er einen Ton gesungen hatte (darin aus seiner Generation vielleicht nur Astrid Varnay vergleichbar).
George London, 1920 in Montréal als Sohn russisch-jüdischer Eltern geboren, hatte alles, was man für eine glänzende Karriere braucht. Er machte diese Karriere. Und doch dürfte es im 20. Jahrhundert keine Sängerlaufbahn gegeben haben, bei der Triumph und Tragik so nahe beieinander lagen. London war noch keine fünfzig, als er (nach einem langen und schmerzlichen Prozess) das Singen endgültig aufgab. Und er war noch keine sechzig, als er (nach einem ...
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