Triumph und Tragik

Die Witwe von George London erinnert an einen begnadeten und gnadenlos geschlagenen Sänger

Opernwelt - Logo

Wer diese Stimme je gehört hat, wird sie nicht vergessen: das dunkel-glühende Timbre, das unaufdringliche und unforcierte Volumen, die Mischung aus Eleganz und Kraft. Worte müssen zwangsläufig dürr erscheinen, wenn es darum geht, ein solches Phänomen zu umschreiben. Vielleicht kann man so sagen: Alles was George London sang, und wie er sang, war charakteristisch. Es traf – eine Figur, einen Charakter und natürlich die Hörer. Selbst auf den Platten lässt sich das nachvollziehen.

Wobei alle, die ihn noch auf der Bühne erlebt haben, darin übereinstimmen: George London musste nur auftreten und schon war er Mittelpunkt der Bühne – noch bevor er einen Ton gesungen hatte (darin aus seiner Generation vielleicht nur Astrid Varnay vergleichbar).
George London, 1920 in Montréal als Sohn russisch-jüdischer Eltern geboren, hatte alles, was man für eine glänzende Karriere braucht. Er machte diese Karriere. Und doch dürfte es im 20. Jahrhundert keine Sängerlaufbahn gegeben haben, bei der Triumph und Tragik so nahe beieinander lagen. London war noch keine fünfzig, als er (nach einem langen und schmerzlichen Prozess) das Singen endgültig aufgab. Und er war noch keine sechzig, als er (nach einem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2009
Rubrik: Medien | Bücher, Seite 34
von Stephan Mösch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Im Bauch der Riesenlauten

Man tauchte sie in siedend heißes Wasser und schickte nach dem Henker, ihr das Haupt abzuschlagen. Doch es nützte alles nichts. Der glaubensstarken Cäcilie, Tochter aus gutem Patrizierhause, konnten selbst die grausamsten Folterqualen im heidnischen Rom nichts anhaben. Erst als Gottvater es für geboten hielt, sie heimzurufen, entschwebte die standhafte Seele von...

Verkanntes Meisterwerk

Nicht einmal in Frankreich gehört «Louise» von Gustave Charpentier zum eisernen Repertoire. Außerhalb der französischen Grenzen ist das Stück, wenn man von der großen Arie «Depuis le jour» absieht – übrigens die einzige wirkliche Arie der ganzen Oper –, ein Fall für Handbücher der Musikgeschichte, wo es als «erste naturalistische Oper» oder «Frankreichs Antwort auf...

Mittendrin

Der Wunsch, Wagners «Ring» komplett auf die Bühne zu bringen, ist weltweit zu einer Art Kraftprobe geworden, die mehr und mehr Häuser bestehen wollen. Wenige haben dabei so viel Mut wie das Teatro São Carlos. Dass die Planer in Lissabon erst fünf vor zwölf von den öffentlichen Geldgebern erfuhren, wie viel Geld sie zur Verfügung haben, machte die Sache nicht...