«Man ist selbst die Stimme»

Véronique Gens über den Weg von Lully zu Wagner, über die Arbeit mit William Christie und die Frage der sängerischen Intelligenz

Opernwelt - Logo

Frau Gens, glauben Sie wie ich, dass Frauen die Launen des Schicksals besser aushalten können, weil sie stärker sind als Männer?
Ich weiß nicht, ob sie stärker sind. Aber es ist richtig, dass die Zahl der Frauen, die tragische Dinge erleben, die verzweifelt sind, von ihren Ehemännern oder Geliebten verlassen werden oder sogar sterben, sehr groß ist. Und es ist deswegen richtig, was Sie sagen. Gleichwohl liegt es in der Natur der Sache, dass diese Rolle den Frauen zugeschrieben wird. Die Männer auf der Opernbühne sind ja meist nicht wirklich nett zu den Frauen.

Nicht nur in der Oper ist das so, es gilt mit Ausnahmen ebenso fürs Theater und für die Literatur, in Ansätzen sogar für die Bildende Kunst.
(lacht) Ja. Und jeder weiß das.

Aber meine Frage ist damit noch nicht beantwortet: Sind Frauen stärker?
Vielleicht ja.

Weil sie stärker sein müssen?
Ja. Vermutlich haben sie keine andere Chance. Es passiert eben zu oft, dass sie verlassen und betrogen werden. Was sollen sie machen?

Sie meinen auf der Bühne? Oder auch im Leben?
Natürlich sprechen wir hier nur über die Bühne, nicht übers Leben. Dort passiert so etwas auch, aber das ist eine andere Geschichte. Es ist wahr, dass es in der Musik ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Das könnte Sie auch interessieren:
CD-Kritik: Tragediennes 2


Opernwelt Dezember 2009
Rubrik: Interview, Seite 36
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Spannschuss ins Lattenkreuz

«Über die Musik will ich Ihnen nichts sagen; Sie kennen sie. Wovon Sie aber keine Vorstellung haben können, ist das schreckliche Geschrei, das anhaltende Brüllen, welches das ganze Stück hindurch von der Bühne schallt», berichtete der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) über einen Opernbesuch (ohne damit speziell Tenöre zu meinen). Gioacchino Rossini...

Klangschatten

Kaija Saariahos erste Oper «L’Amour de loin» war ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele und kam im Sommer 2000 in der Felsenreitschule heraus, dirigiert von Kent Nagano (siehe OW 11/2000). Fünf Jahre später wurde die Inszenierung von Peter Sellars an der Oper von Helsinki auf DVD mitgeschnitten, nun dirigiert von Saariahos Landsmann Esa-Pekka Salonen. Wie bei...

Die Virtuosin aus Kansas

Wow! Joyce DiDonato als Vamp auf dem Umschlag ihres Rossini-Albums, in einer luftigen eierschalenfarbigen Kostümkreation, die Hüften weich umschmeichelnd, mit einem inspirierenden Dekolleté. Das Pin-Up zur Verkaufsförderung ist ja heute en vogue. Freilich, die amerikanische Mezzosopranistin macht keine jener Karrieren, bei denen das Auge das Ohr korrumpiert,...