Siegfrieds Tod - per SMS
Am Flaucher, südlich der Innenstadt, dort, wo das Isarbett tagsüber von Sonnenmilchduft und abends von Grillschwaden verwabert wird, da gehört so etwas dazu. Auch im Englischen Garten, am Eisbach, muss nahtlose Bräune sein. Doch München nackert, sanktioniert von allerehrwürdigster Kulturinstanz, das ist neu. Was für ein schräger Festspiel-Auftakt, medial gefeiert und tagelang Stadtgespräch: Die Bayerische Staatsoper holte Spencer Tunick, jenen US-Amerikaner, der bekannt ist für seine textilfreien Massenfotos.
Nachts um drei trafen sich auf sein Geheiß 1700 Freiwillige, ließen sich rot und golden bepinseln und zogen vor die Feldherrnhalle. Kurze Zeit danach wurde der bronzene Max Joseph vor dem Nationaltheater eingekreist – Tunicks Kommentar zum aktuellen «Ring», demnächst als Bilderserie zwischen Freikörperkult und Voyeurismus zu haben.
Immerhin: Ein solches Interesse auch außerhalb der Opernfankreise hat der «Ring» selten entfacht. Intendant Nikolaus Bachler hat eine dicke Veranstaltungsreihe rund um sein Wagner-Projekt organisiert. Zwar wurde der «Pavillon 21» hinter dem Nationaltheater, einst als Werkstatt-Ort zu den Festspielen gepriesen, kommentarlos entsorgt. Dafür gab’s ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Markus Thiel
Ein Orchestergraben – wie gehabt. Pulte, Stühle. Bloß keine Musiker. An deren Stelle eine Unzahl von Lautsprechern, welche die Eingebungen eines real existierenden Dirigenten scheinbar spontan umsetzen. Doch die Musik ist natürlich virtuell; von einem Pult im Zuschauerraum aus operiert die Tontechnik mit Reglern und Schiebern.
So etwas erlebte man nicht in Valencia,...
God save our gracious Queen. Aus dem Schaufenster eines Souvenirladens an der Piazza von Covent Garden sehen wir im Vorbeigehen die Königin winken, ein putziges Figürchen, angetrieben über eine Solarzelle; das Winken scheint daher endlos, vielleicht noch mal eine diamantene Spanne lang. Im Royal Opera House blicken wir dann auf die andere Langzeitdienerin am...
Wie konfus Kulturpolitik in heutigen Krisenzeiten agiert, lässt sich schön am Modell der Opernehe sehen. In Düsseldorf/Duisburg stand das seit 56 Jahren erprobte Rheinopern-Konstrukt wieder einmal auf der Kippe, die hoch verschuldete Stadt Duisburg wollte raus aus der (für sie auch finanziell durchaus vorteilhaften) Ehe. Nach zähem Ringen soll es nun doch...