Sanfte Enttäuschung
Der ultimative «Eugen Onegin» ist dieser Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper nicht, er hält lediglich ein regionales Ereignis fest: die mit berühmten Stimmen besetzte erste Wiener Aufführung der Oper in der russischen Originalsprache.
Das Unternehmen krankt schon vom Pult aus. Seiji Ozawa sucht das, was er für «russische Seele» hält, durch lähmend langsame Tempi und eine Tendenz zum Weichzeichnen einzufangen. An manchen Stellen, etwa im Dialog vor der Briefszene, kommt das musikalische Geschehen dabei fast zum Stillstand.
Wo Dramatik angesagt ist, etwa vor der abschließenden Aussprache Tatjanas mit Onegin, setzt der Dirigent auf einen pauschal massiven Klang. Zwischen diesen Polen überwiegt orchestrale Routine.
Wer 1998 Mirella Frenis triumphales Berliner Comeback als Tatjana erlebt hat, wird von ihrer Wiener Leistung, zehn Jahre früher, möglicherweise etwas enttäuscht sein. Zwar ist auch hier die Klarheit und Strahlkraft ihrer jugendlich gebliebenen Stimme zu bewundern, es gibt wunderschöne Phrasierungen und berückende Piani, aber insgesamt bleibt die Darstellung der Rolle etwas kühl und unpersönlich.
Ihr Umfeld ist trotz prominenter Namen nur bedingt authentisch. Rohangiz Yachmi ...
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