Ein Mord, den keiner versteht
Was noch nie sich traf, danach trachtet ihr Sinn: Anna Viebrock, bekannt als Ausstatterin Christoph Marthalers und Jossi Wielers, führt inzwischen selbst Regie und bringt Ungewöhnliches auf die Bühne. Wie Frank Castorf des herkömmlichen Repertoires überdrüssig, vertheaterte sie erst Robert Walsers Roman «Geschwister Tanner», um nun mit einem Musiktheaterprojekt, bestehend aus Werken Heimito von Doderers und Gustav Mahlers, aufzuwarten.
Geschehen in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten und Komponisten Johannes Harneit – der mit Nonos «Al gran sole carico d’amore» in Hannover Furore machte – am Berliner HAU 1. (Hinter diesem schlagkräftigen Kürzel verbirgt sich das zum «Hebbel am Ufer» mutierte Hebbel-Theater.)
Der Charme jener «Ohne Leben Tod» betitelten Produktion liegt tatsächlich in der Verknüpfung zweier Persönlichkeiten, die man kaum zusammengedacht hätte: auf der einen Seite Mahler, der dreifach heimatlose Komponist der vorletzten Jahrhundertwende; auf der anderen Doderer, der mit dem Nationalsozialismus zeitweise mehr als nur kokettierende Romancier nach-habsburgischer Panoramen. Beide verbindet der topographische Fluchtpunkt Wien sowie die jeweils bedeutsame Konversion zum ...
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Verdis wilde Männer: Bald nach dem «Nabucco» ließ sich der Komponist von Attila fesseln, der «Geißel Gottes». Eine Paradepartie für Bässe, die Belcanto mit Ausdrucksgewalt zu verbinden wissen. In Gelsenkirchen setzt Nicolai Karnolsky seine robuste Stimme wirkungsvoll ein, wird allerdings von Jee-Hyun Kims Ezio in die Schranken verwiesen, ein Hüne in Gestalt und...
Rossini gehörte nicht zu den Künstlern, die sich rasch entmutigen lassen. Was er selbst für gut hielt, behielt er auch im Falle eines Misserfolges bei. Sei es, dass er bereits geschriebene Musik einer seiner nächsten Opern einverleibte oder dass er gleich die gesamte Oper in neuer Version anderswo herausbrachte. Nachdem sein «Maometto II», der nach dem Urteil der...