Ohne Musik nichts los
Welch makabre Pointe: Die Titelrolle der Ballettkomödie «Der eingebildete Kranke» verkörperte bei der Pariser Uraufführung 1673 ihr Schöpfer selbst. Doch bei der vierten Vorstellung erlitt Molière einen Blutsturz und starb wenige Stunden darauf – noch im Kostüm des Hypochonders.
Das derbe Spaßstück über jenen Argan, der seinen Ärzten hörig ist und seine Familie tyrannisiert, hält sich unverwüstlich auf den Spielplänen des Sprechtheaters, doch nie wird es mit der Musik aufgeführt, die Marc-Antoine Charpentier seinerzeit für Molières legendäre Truppe schrieb.
Am Aachener Theater hat man nun diese barocke Partitur ausgegraben, mit zwei Anleihen aus anderen Charpentier-Werken neu gruppiert und mit dem Komödientext verzahnt.
Im hochgefahrenen Orchestergraben, der von einer Passerelle für das hautnah zu erlebende Spiel der Darsteller umgeben ist, sitzt unter der stilsicheren Leitung von Volker Hiemeyer ein ausgewachsenes Barockorchester, das mit Tambourin, Lauten und Blockflöten französisch leicht und transparent klingt. Auf der Bühne kommt nicht nur der vollzählige Opernchor zum Einsatz, auch die Darsteller rekrutieren sich – bis auf zwei reine Sprechrollen – zum größten Teil aus dem ...
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