Goethe, Fellini, Goya
In der zu seinen Lebzeiten niemals szenisch erprobten «Damnation de Faust» komprimierte Berlioz die Handlung von Goethes «Faust I» zum schwarz-romantischen Horrorspektakel. Harry Kupfer setzte in seiner Frankfurter Neuinszenierung noch eins drauf und arrangierte die Szenencollage als Abfolge grotesker theatralischer Monstrositäten. Kupfer griff dabei tief in den Fundus seiner aus dem akribischen Realismus Walter Felsensteins heraus-, aber ins Bizarr-Hyperrealistische weiterentwickelten Bühnenfantasie.
Pate standen ihm dabei Fellini, aber auch die phantasmagorische, extreme Bildwelt Goyas, des Goethe-Zeitgenossen. Der Abend geriet so zu einem virtuos-temporeichen Totentanz. In seinen neueren Arbeiten (nach längerer Opernabstinenz) zeigt sich Kupfers Handschrift wieder ganz frisch, ohne klappernde Routine. Unerschöpfliche Bildeinfälle also diesmal, indes in aller Hektik auch angenehme Ruhezonen. Ein kühner interpretatorischer Durchstich war in diesem Falle weniger gefragt als beim Frankfurter «Palestrina» vom Vorjahr.
Hans Schavernochs atemberaubendes Bühnenbild exponierte das Thema auf Anhieb: die Welt, ein absurdes Theater. Zum Schauplatz wird das Auditorium eines altmodischen ...
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