Mord im Schlachtraum
Eigentlich liegt die Frage auf der Hand: Was passiert, nachdem der Vorhang gefallen ist? Wie wird Rigoletto damit umgehen, dass ihm das einzig verbliebene Glück geraubt wurde? Die famos-furiose «Rigoletto»-Inszenierung an der Oper Halle setzt hier an – im Danach. Der traurige Titelheld ist traumatisiert vom Blick in den Leichensack, vom Blick auf seine ermordete Tochter; das Geschehene erlebt er nurmehr in Rückblenden. Louisa Proske, seit dieser Spielzeit Hausregisseurin und stellvertretende Intendantin, gibt mit Verdis Oper ihr Europa-Debüt.
Die vergangenen zehn Jahre hat sie in New York gearbeitet, 2014 die Heartbeat Opera gegründet. Das Angebot aus Sachsen-Anhalt sei «zur richtigen Zeit» gekommen, sagt sie. Gerade durch ihre Abwesenheit aus Deutschland habe sie die reiche und dichte Kulturlandschaft wieder schätzen gelernt. Dass Proske ursprünglich vom Schauspiel kommt, merkt man ihrem «Rigoletto» an. Der Abend entwickelt seine Faszination weniger mithilfe emotionaler «Berührungsmomente» als vielmehr aufgrund einer fesselnden psychologischen Personenführung.
Rigoletto dient als Narr am Hof des Herzogs von Mantua mit spitzer Zunge. Er spottet über die Höflinge, sie beleidigen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Katharina Stork
Damals, 2003, mussten denkfähige Opernregisseure statt irrlichternder Shitstorms im Netz noch richtig analoge Protestgewitter aushalten, wenn sie die Sehgewohnheiten traditioneller Opernbesucher angegriffen hatten oder wenn sich politische und religiöse Gruppierungen durch widerständige Theaterideen ideologisch diskreditiert fühlen durften. Hans Neuenfels, der sich...
Es sind mehr als feine Unterschiede: «Il tabarro» spielt in der Gegenwart, «Suor Angelica» im 17., «Gianni Schicchi» im 13. Jahrhundert. Inhaltlich verbindet Puccinis drei Einakter wenig, auch der Begriff «trittico« stammt nicht vom Komponisten, sondern mutmaßlich von seinem Verleger Ricordi. Regisseur Roland Schwab findet in Essen dennoch Verbindendes, zumal den...
Wagners «Tristan und Isolde» in Nordhausen? In einem Haus, das keine 500 Zuschauer fasst (und zur Premiere nur 200 Menschen reinlassen durfte)? Mit einem Orchester, das gerade mal 50 Musiker zählt, dazu jede Menge Debütanten auf, vor und hinter der Bühne? Ist das nicht ein geradezu aberwitziger Plan? Ist es. Trotzdem funktioniert er, und zwar mehr als beachtlich,...