Weichgespült

Piazzolla: María de Buenos Aires
LYON | OPÉRA NATIONAL

Aufgeheizte Körper reiben sich choreografiert aneinander; Begehren und Erregung als Tanz: der Tango. Astor Piazzolla setzte ihm 1968 in seiner Tango Operita «María de Buenos Aires» ein kunstmusikalisches Denkmal. Das Libretto von Horacio Ferrer erzählt dazu von einem Mädchen aus der tristen Vorstadt, das sich in die gefährliche Millionen-Metropole wagt und dort unter die Räder der Halbwelt aus Prostitution und Diebstahl gerät.

Ihr Name wird zum Synonym für den Tango, für die Liebe; sie selbst stellt sich so vor: «María noche, María pasión fatal, María del amor, de Buenos Aires». Als wäre sie eine argentinische Seelenschwester der Carmen, ist in der Zeichnung dieser María fraglos auch das Klischee nicht zu übersehen. Doch die Autoren meiden geschickt die plump farbenfrohe Feier des Folkloristischen, indem sie die Geschichte fern von jeder naturalistischen Zeichnung der Gosse ins Surreale weiten und ihre Titelfigur so von der Eindimensionalität befreien: María, die Hure, wird gar immer wieder mit Maria, der Heiligen und Mutter Gottes, in Beziehung gesetzt.

Yaron Lifschitz und seine Compagnie Circa scheinen gleichwohl gehörige Angst vor den Stereotypen ungezügelter südamerikanischer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Peter Krause

Weitere Beiträge
Pompööös

Nebenan steht ein großes waschechtes Casino. Und auch auf der schmucken Bühne des Staatstheaters Wiesbaden wird gezockt. Doch Hermann hat nicht genug Kohle, um die schöne Lisa – eigentlich mit Fürst Jeletzki verlobt – zu freien. Pinke wird aber gebraucht, denn sie ist adelig. Also versucht Hermann, diesen einen stets erfolgversprechenden Kartentrick aus der alten...

Aus Kindersicht

Bevor der erste Ton zu hören ist, hat die Aufführung längst begonnen. Von einem Kameramann beobachtet, ist ein kleines Mädchen zu sehen. Auf einem Steg, den Pia Dederichs und Lena Schmid hinter den ersten Sitzreihen quer durch den Saal gebaut haben, entsteht unter ihren Händen eine Osteria im Mini-Format. Erst als sie fertig ist, kann John Falstaff hineinpoltern in...

Das gezähmte Tier

Erich Kleiber, der Uraufführungsdirigent von Alban Bergs «Wozzeck» 1925, sollte auch die «Lulu» in Berlin herausbringen. Während der noch nicht abgeschlossenen Komposition schrieb ihm der Komponist 1934: «Erstens muss die Lulu gut aussehen, aber schon sehr gut aussehen. Zweitens muss sie eine leichte, nicht allzu große, bewegliche Stimme haben, die mit der oberen...