Seelenvoll, sonnenhell
Hätten wir nicht die Musik selbst, das Schönste an diesem Album wären die Bilder. Präziser: jene Fotografien, auf denen Martha Mödl im eleganten Abendkleid neben dem ernst dreinblickenden Wieland Wagner in ein munteres Gelächter ausbricht, als «Ring»-Heroine auf der Wagnerschen Scheibe hockt, oder im quartetto grazile mit ihrem Sangespartner Wolfgang Windgassen, dem Dirigenten Joseph Keilberth und erneut Wieland zu sehen ist.
Am eindrucksvollsten aber ist das Cover: Da steht Martha Mödl im dunklen Dirndl vor dem Bayreuther Festspielhaus, ihre rechte Hand grüblerisch an die Stirn gedrückt, die Augen geschlossen, als würden ihre Gedanken in die Ferne schweifen und sie selbst sich in jene Figur verwandeln, die als eine ihrer Paraderollen galt: die stolze, freie Frau Brünnhilde. Für den Regisseur Wagner war sie seine «unpathetische Hochdramatische» – was es ziemlich genau auf den Punkt trifft. Als Beleg mag die vorliegende Aufnahme aus dem Sommer 1955 dienen. Sie stammt aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks und ist nun anlässlich des 110. Geburtstags der Sängerin erschienen.
Zu hören ist der dritte Akt aus «Siegfried». Und schon im Vorspiel wird deutlich, welch enorme Qualität das ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: CD des Monats, Seite 23
von Jürgen Otten
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Eigentlich liegt die Frage auf der Hand: Was passiert, nachdem der Vorhang gefallen ist? Wie wird Rigoletto damit umgehen, dass ihm das einzig verbliebene Glück geraubt wurde? Die famos-furiose «Rigoletto»-Inszenierung an der Oper Halle setzt hier an – im Danach. Der traurige Titelheld ist traumatisiert vom Blick in den Leichensack, vom Blick auf seine ermordete...
Mit über 50 Produktionen seit seiner Uraufführung im Jahr 2000 an der San Francisco Opera arbeitet sich Jake Heggies Erstlingswerk für das Musiktheater zielstrebig ins Repertoire vor. Am Staatstheater Braunschweig setzt sich diese Erfolgsgeschichte von «Dead Man Walking» nun fort. Die Oper fußt auf den Erinnerungen der katholischen Ordensschwester Helen Prejean,...