Inkarnation des Belcanto
Mittwoch, 8. März. Ich sitze im Flugzeug Richtung Pesaro, jedoch zur falschen Jahreszeit. Es fühlt sich auch falsch an, denn normal herrscht Vorfreude auf unerhörte Belcanto-Schätze, Sänger-Entdeckungen und vor allem die Gesellschaft meines Freundes Alberto Zedda. Er, der das Pesaro Festival kreierte und seit je (beg-)leitet, steht heute ebenso für diese Stadt wie der Meister selbst. Man geht quasi nicht zum Rossini Opera Festival, sondern zu Zedda. Aber heute ist es anders. Melancholie, Trauer. Es ist kaum fassbar: Ich reise zum letzten Geleit für Maestro Zedda.
Er ist nicht mehr Statthalter Rossinis auf Erden, er sitzt im Olymp neben ihm.
Seit ich künstlerisch denken kann, war Zedda mir nahe. Von meiner ersten Gesangslehrerin, die sein Auto fuhr (er liebte schöne Frauen), über die ersten gemeinsamen Arbeiten in Helsinki, Sternstunden in Berlin, die Zeit in Flandern und die vielen gemeinsamen Tage in Pesaro. Geschichte(n) gab es da zu hören, von der Callas bis zu Diners mit dem israelischen General Moshe Dajan. Dabei war Zedda ein unsentimentaler Mensch, immer nach vorne schauend. Das Hier und Jetzt war wichtig. Nur einmal habe ich ihn melancholisch erlebt, beim Film «Il bacio ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Aviel Cahn
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