In tiefbewegter Brust

Ouvertüren und Arien von Schubert, mit Daniel Behle und dem L’Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg

In seinem Opernführer stellt Ulrich Schreiber das Kapitel über Franz Schubert unter den Titel «Die romantische Nicht-Oper». Trotz ambitionierter Versuche von Dirigenten wie Claudio Abbado und Nikolaus Harnoncourt haben Werke wie «Alfonso und Estrella» oder «Fierrabras» keinen festen Platz im Repertoire gefunden.

Und wer – Hand aufs Herz! – wüsste auf Anhieb den Titel auch nur einer einzigen Arie zu nennen, die von Schuberts Nicht-Helden gesungen wird? Umso erfreulicher, dass Daniel Behle Figuren auf die Klangbühne zu holen gewagt hat, die im tiefen Schacht ihrer Gefühle leben, nach der Maxime aus dem Zauberspiel «Die Zauberharfe»: «Was belebt die schöne Welt? Liebe nur verschafft ihr Leben.» In seinen Arien hat Schubert, wie Franz Liszt 20 Jahre nach dessen Tod bemerkte, «das Deklamatorische zu einer bisher im Liede nicht für möglich gehaltenen Energie und Kraft gesteigert».

Das für Schuberts Opern charakteristische Defizit an dramatischen Konflikten – bedingt durch die Zwänge der Metternich’schen Restauration – wird kompensiert durch die musikpoetische Verklärung heftiger oder inniger Empfindungen. Dies wird von Behle gesangspoetisch auf eindringliche Weise gelöst. In der Arie ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Jürgen Kesting

Vergriffen
Weitere Beiträge
Im Freien

Auf den Zinnen des osmanischen Kastells stehen Polizisten mit Maschinengewehren. Vom Meer weht ein frischer Wind in den Hafen von Pafos, dorthin, wo jeden Sommer das Aphrodite Festival in einem 2200 Plätze umfassenden Open Air-Theater stattfindet, direkt vor der Burg. In diesem Jahr beanspruchen die drei Aufführungen der «Entführung aus dem Serail» besondere...

Zum Affen gemacht

Das Werbebanner über dem Eingang der Staatsoper Hannover, wie ebenfalls das Programmheft, schreit uns förmlich an: Blutrot prangt da wie dort das Wort «Schande». Mit gutem Grund: Auch die fremdenfeindlichen Kleinbürger von Hülsdorf-Gotha schmieren es an die Hauswand des exzentrischen Lords, der allzu Fremdes ins Städtchen gebracht hat. Abendfüllend ist dieser...

«Das zieh ich durch»

Welcher Dirigent kann schon von sich sagen, dass er in einem Jahr gleich zwei neue Häuser eröffnet hat? Sie haben Anfang März zum ersten Mal im neuen Pierre Boulez Saal dirigiert, Anfang Oktober in der frisch restaurierten Lindenoper. Es gab Verrisse und Lob. Sind Sie zufrieden mit Ihren Kritikern, Herr Barenboim?
Dass ich lieber ein modernes Haus haben wollte, ein...