Glanert: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Köln

Opernwelt - Logo

Grabbes Farce von Scherz, Satire und Ironie ist, wie der Hinweis auf die «tiefere Bedeutung» andeutet, eine ernste Angelegenheit. Es ging in diesem Vormärz-Produkt des schwerblütigen ostwestfälischen Sturmgenies und Kampftrinkers um Kritik am deutschen Idealismus und dessen Menschenbild, um die Ironisierung Goethes und des Bildungssystems von anno 1830.
Das eiserne Rückgrat der Satire bildet ein Quartett der Naturhistoriker – vier Weißkittel sind mit Lupen auf Schmetterlingsjagd.

Der Teufel fährt in Detlev Glanerts Oper mit einem deftigen Orchesterschlag dazwischen, singt zwei Oktaven zu hoch und friert. Mit «plastischer Musiksprache» und guter Figur mischt sich Matthias Koch in die Brautwerbung ein. Jungbaronesse Liddy wird vierfach begehrt: von einem adligen Mitgiftjäger und einem Provinzdichter, der sie als Türöffner für die besseren Kreise missbrauchen will, von einem Reisenden, der sie ganz und gar zu lieben behauptet, und vom Herrn von Mordax. Der will nur ihren Körper und sucht mephistophelische Unterstützung. Theodor Teufel verlangt im Gegenzug dreizehn Schneidergesellen als Morgengabe.
Regisseur Christian Schuller, der auch auf PISA-Studienfolgen anspielt, zeigt den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 48
von Frieder Reininghaus

Vergriffen
Weitere Beiträge
Sanfte Enttäuschung

Der ultimative «Eugen Onegin» ist dieser Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper nicht, er hält lediglich ein regionales Ereignis fest: die mit berühmten Stimmen besetzte erste Wiener Aufführung der Oper in der russischen Originalsprache.
Das Unternehmen krankt schon vom Pult aus. Seiji Ozawa sucht das, was er für «russische Seele» hält, durch lähmend langsame Tempi...

Herunter vom Podest

Frau Schäfer, szenische Annäherungen an Schuberts «Winterreise» haben derzeit Hochkonjunktur. Sie haben die vierundzwanzig «schaurigen Lieder» in einem Duisburger Indust­riebau gesungen. Worin besteht für Sie der dramatische Impetus dieses Zyklus?
Ich finde, dass die «Winterreise» gar nicht so schaurig und tragisch ist, wie immer behauptet wird. Natürlich ist der...

Eine Klasse für sich

An der Berliner Staatsoper Unter den Linden haben Sie gerade Ihr Rollendebüt als Janáˇceks Katja Kabanova gegeben – mit einem Regisseur, Michael Thalheimer, der vorher noch nie eine Oper inszeniert hat. Wie verliefen die Proben?
Sehr ungewöhnlich. Spannend. Thalheimer hat eine neue Form des Ausdrucks gesucht. Neu zumindest für die Oper. Es ist eine ganz eigene...